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IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024

Im Juni steht die Europawahl bevor, und dies bietet einen hervorragenden Anlass, die Wirtschaft nach ihrer Meinung zu Europa zu fragen. Wie wichtig ist die europäische Integration für Unternehmen? Welche Auswirkungen haben aktuelle EU-Initiativen auf die Wirtschaft? Und welche Prioritäten sollte die Europäische Union (EU) setzen?

Die IHK-Organisation hat deswegen im Februar bundesweit Unternehmen befragt. Am „IHK-Unternehmensbarometer Europa“ haben sich knapp 3.000 Unternehmen beteiligt, darunter 47 aus Lippe. Volker Steinbach, Präsident der IHK Lippe, betont die Bedeutung des Themas Europa: „Für den Großteil der Unternehmen spielt die Europäische Union eine große Rolle. Doch gleichzeitig müssen wir erkennen: Der Wirtschaftsstandort Europa hat in den letzten Jahren an Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität eingebüßt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“

Die EU als wichtiger Partner

Die europäische Integration bietet den Unternehmen in Lippe zahlreiche Vorteile. In Lippe und im Bund schätzen gut vier Fünftel der befragten Unternehmen die politische Stabilität als Vorteil. Weitere positive Effekte ergeben sich aus dem gemeinsamen Währungsraum (Lippe: 80 Prozent, Bund: 76 Prozent), der Harmonisierung der nationalen Rechtsrahmen (Lippe: 73 Prozent, Bund: 64 Prozent) sowie den einheitlichen EU-Normen und Standards (Lippe: 69 Prozent, Bund: 68 Prozent).

Herausforderungen und Chancen

Ein einfacher Zugang zu den europäischen Märkten wird von sieben von zehn Unternehmen als Vorteil bewertet (Bund: 66 Prozent). Für einige Branchen spielt dieser Zugang jedoch keine Rolle. Knapp 60 Prozent der befragten Unternehmen in der Region (Bund: 57 Prozent) ziehen einen Nutzen aus der gemeinsamen Handelspolitik der EU, den Freihandelsabkommen sowie der Zollunion.

43 Prozent der Unternehmen in Lippe schätzen EU-Förderprogramme als wichtig ein (Bund: 54 Prozent). Diese Programme sollen den Unternehmen finanzielle Unterstützung bieten und es ermöglichen, Projekte zu realisieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Allerdings gibt es auch Vorbehalte gegenüber europäischen Förderprogrammen, insbesondere im Bereich der Komplexität der Beantragung.

Weniger bedeutend ist hingegen der Zugang zu europaweiten Finanzierungsmöglichkeiten. Nur etwa ein Sechstel der lippischen Unternehmen gibt an, daraus einen Nutzen zu gewinnen (Bund: 31 Prozent). Hier besteht Potenzial, die Sichtbarkeit und den Zugang zu solchen Finanzierungsquellen zu verbessern oder diese einzustellen.

Fachkräftegewinnung aus anderen EU-Mitgliedstaaten

Ein gemischtes Bild zeigt sich bei der Fachkräftegewinnung aus anderen EU-Ländern. Knapp jedes dritte lippische Unternehmen ist nicht davon betroffen (Bund: 18 Prozent). 26 Prozent der Unternehmen in Lippe geben an, einen geringen Nutzen aus der Fachkräftegewinnung zu ziehen (Bund: 35 Prozent). 21 Prozent der Unternehmen in Lippe sehen hingegen einen großen Nutzen in der Anwerbung von Fachkräften aus anderen EU-Mitgliedstaaten (Bund: 26 Prozent).

Bürokratieabbau hat oberste Priorität

Trotz der überwiegend positiven Aspekte Europas für die Wirtschaft. Für die überwiegende Zahl von Unternehmen ist die Bürokratie das „Wasser im Wein“. Viele Unternehmen empfinden sie als wesentlichen Hemmschuh für ihre Wettbewerbsfähigkeit. So belasten die überbordenden Berichtspflichten die Wirtschaft enorm. Daher ist es kein Wunder, dass fast alle Unternehmen EU-Kommission und -Parlament dazu auffordern, die Bürokratie abzubauen. Neben diesem Thema sollten auch die sichere Energieversorgung und der Schutz vor Cyberangriffen auf EU-Ebene nach der Wahl prioritär angegangen werden, um den Wirtschaftsstandort Europa wieder attraktiver zu gestalten.

   

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