Titelthema
Flächen vorhalten, Teilhabe ermöglichen
Die Versorgungssicherheit mit Strom und die Energiekosten sind laut der aktuellen IHK-Umfrage zwei der wichtigsten Standortfaktoren für die lippische Wirtschaft. Während die Unternehmen mit der Stromversorgung größtenteils zufrieden sind, machen ihnen die Energiekosten Sorgen. Wie steht es um die Stromversorgung in Lippe? Wie viel Strom wird verbraucht und woher kommt er?
Stromverbrauch und -erzeugung in Lippe
Der Stromverbrauch in Lippe ist von etwa 1.650 Gigawattstunden (GWh) im Jahr 2006 auf 1.320 GWh im Jahr 2020 gesunken. Gleichzeitig hat die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien zugenommen. Wurden im Jahr 2006 noch
350 GWh aus Windenergie, Photovoltaik und Biomasse erzeugt, waren es 2020 bereits 790 GWh. Damit stammen
60 Prozent des Stroms in Lippe aus Erneuerbaren Energien. In Zukunft wird der Stromverbrauch allerdings wieder ansteigen. Denn um klimaneutral werden zu können, müssen vor allem die Sektoren Wärme und Mobilität elektrifiziert werden. Damit wird der Ausbau der Windenergie weiter an Bedeutung gewinnen.
Weichenstellung durch den Regionalplan OWL
Am 24. März 2025 hat der Regionalrat Detmold die 1. Änderung des Regionalplans für OWL beschlossen. Auf diese Weise hat er den Weg für mehr Windenergie in der Region bereitet. Insgesamt wurden 14.090 Hektar als Vorrangflächen für Windkraft festgesetzt, wodurch die landesweite Vorgabe von 13.888 Hektar leicht übertroffen wurde. Für Lippe sind 886 Hektar vorgesehen. Ein Teil der Windenergieflächen in OWL wurde als Beschleunigungsflächen ausgewiesen, wodurch die Genehmigungsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden können.
Mehr Flexibilität durch Positivplanung
Neben den im Regionalplan gesicherten Flächen können Kommunen weitere Flächen für Windenergie bereitstellen. Bei der so genannte Positivplanung handelt es sich um Flächen, die für die Entwicklung von Windenergie gut geeignet und lokal akzeptiert sind. Sie erlaubt die Ausweisung von Windenergieanlagen unter erweiterten Kriterien, die im Regionalplan ausgeschlossen sind. So sieht der Regionalplan beispielsweise vor Waldgebiete sowie schützenswerte Naturflächen (BSN) von Windenergie freizuhalten und einen Mindestabstand von 1.000 Metern zu Siedlungen einzuhalten. Demgegenüber können im Rahmen der Positivplanung Windenergieanlagen in Nadelwaldgebieten ausgewiesen werden, sofern diese nicht als „Bereiche zum Schutz der Natur“ gelten.
Was sagt die Wirtschaft
Die IHK Lippe sieht die 1. Änderung des Regionalplans OWL als wichtigen Beitrag der Region in Richtung Energiewende. Für die Unternehmen wird mehr Planungssicherheit geschaffen. Zugleich kann die Akzeptanz erneuerbarer Energien erhöht werden. Der Ausbau der Windenergie könnte hier eine nachhaltige Lösung bieten, um langfristig stabile und bezahlbare Energiepreise zu gewährleisten. Dafür ist es wichtig, dass nicht nur Flächen für Windenergie zur Verfügung gestellt werden, sondern auch Stromnetzbetreiber in die Planungen eingebunden werden. Umspannwerke und Speichermöglichkeiten in der Nähe der Windparks sind demnach mitzudenken.
Ein zentraler Wehrmutstropfen ist für die Wirtschaft der generelle Ausschluss der Windkraft auf Nadelwaldflächen. Warum der Regionalplan im Gegensatz zur Landesplanung diese Flächen nicht für entsprechende Anlagen zugänglich macht, erschließt sich nicht. Gerade geschädigte Waldgebiete, so genannte Kalamitätsflächen, könnten hier eine nachhaltige Nutzung erfahren. Der Verweis auf die Positivplanung greift in Lippe nur bedingt. 50 Prozent der lippischen Wälder gelten als schützenswerte Bereiche. Sie stehen somit auch zukünftig nicht für die Windenergienutzung zur Verfügung.
Leitlinien für mehr regionale Wertschöpfung bei Solar und Windenergie
Um die Akzeptanz für den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu erhöhen, haben IHK und Kreis Lippe gemeinsam mit lokalen Akteuren Leitlinien für mehr
regionale Wertschöpfung und Beteiligung beim Solar- und Windenergieausbau entwickelt. Eine transparente Kommunikation und die Einbindung aller Akteure von Land- und Forstwirten, über Unternehmen bis hin zu Bürgern und Kommunen für den Bau neuer und das Repowering bestehender Windenergieanlagen sowie für den Ausbau der Freiflächen-Fotovoltaik sind dabei essenziell. Erst durch die ausgewogene Berücksichtigung von wirtschaftlichen, sozialen und naturschutzfachlichen Interessen können entsprechende Projekte erfolgreich und schnell umgesetzt werden.
Wie genau der Ausbau von Windenergieanlagen in Lippe angegangen wurde, lokale Unternehmen und Bürger von den Projekten profitieren konnten und Herausforderungen gemeistert wurden, zeigen die folgenden Beispiele.
Text: Jenny Krumov
Referentin für Planung und Verkehr