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„Energie ist ein entscheidender Standortfaktor“

Lügde ist als Stadt der Osterräder bekannt. Man könnte noch den Titel Stadt der Windräder ergänzen. Denn vor über 30 Jahren wurden hier auf dem Köterberg die ersten Windenergieanlagen im Kreis Lippe gebaut. Künftig fördern 16 Windkraftanlagen als emissionsarme und nachhaltige Energiequellen die wirtschaftliche Entwicklung in der Region.

„Für den Industriestandort Lügde war Energie schon immer ein wichtiges Thema“, sagt Torben Blome. Der Bürgermeister der Stadt verweist auf eine Vielzahl von Unternehmen, die in der Region ihren Firmensitz haben und spricht von einem hohen Energiebedarf. Der Chef der Verwaltung ist von erneuerbarer Energie überzeugt, um wettbewerbsfähig zu sein. Die Stadt Lügde habe stets das Ziel im Blick, als attraktiver Lebens-, Wohn- und Wirtschaftsstandort zu gelten. Höchstspannungsleitungen mit bis zu 380 kV prägen den Standort schon viele Jahrzehnte. Die Windenergieleistung wird nun von 10 auf 85 Megawattnennleistung mehr als verachtfacht. „Dafür werden aktuell die vorhandenen Windanlagen repowert und Standorte ausgeweitet“, berichtet Torben Blome.

Weder die Politik noch die Bevölkerung habe von der Notwendigkeit überzeugt werden müssen. Im Gegenteil. „Die Akzeptanz ist enorm hoch, da am Ende möglichst alle profitieren und die Chancen erkannt haben“, betont das Stadtoberhaupt. Vergünstigte Stromeinkaufspreise für Verbraucher seien zwar noch Zukunftsmusik, doch durch den Erhalt und die potentielle Erweiterung des Industriestandortes werden schon jetzt Arbeitsplätze gesichert und geschaffen. Das Stadtsäckel freue sich künftig über jährlich etwa 250.000 Euro an Einnahmen on top, seit Einführung der Akzeptanzabgabe von 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde. Mit den Betreibern der Anlagen bestehe ein vertrauensvolles Verhältnis. „Es laufen Vorgespräche, um eine Anlage als Kommune zu erwerben“, verrät Blome.

Lügdes Bürgermeister fordert aufgrund der hohen Dynamik beim Thema Stromerzeugung mehr Verlässlichkeit in der Gesetzgebung und mehr Planungssicherheit. „Ständige Änderungen bringen kleine Verwaltungen wie unsere an ihre Grenzen.“ Der aktuell aufgestellte Regionalplan gefalle ihm zudem nicht. Zu viele Kleinstflächen seien darin ausgewiesen. 

„Der Stromverbrauch wird mit Blick auf Wärmepumpen, Digitalisierung und Elektromobilität weiter steigen, aber wir können mit unserer Energieerzeugung die Anforderungen von Unternehmen für einen grünen Fußabdruck bedienen“, ist Torben Blome überzeugt. Das locke hoffentlich kluge Köpfe in die Region.

Text: Sandra Castrup Freie Journalistin

   

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