Lippe Wissen und Wirtschaft

Titelthema

IHK-Standortumfrage 2025

Wie steht es um den Standort Lippe? Wie bewerten Unternehmer:innen die heimischen Gegebenheiten vor Ort? Was funktioniert gut – was nicht?

Die IHK wollte es ganz genau wissen und hat nach der letzten Standortumfrage 2019 erneut Unternehmer:innen in ganz Lippe nach ihrer Einschätzung zum Wirtschaftsstandort Lippe befragt. Die gute Nachricht vorweg: Der Standort Lippe punktet auch 2025 bei der Wirtschaft. Über 90 Prozent der Unternehmen, die geantwortet haben, sind generell zufrieden mit ihrem hiesigen Standort, im Vergleich zur Standortumfrage 2019 ein fast identisches Ergebnis. Jedes vierte Unternehmen plant sogar, sich in den nächsten fünf Jahren in Lippe zu vergrößern.

So weit, so gut. Aber – in Lippe gibt es auch Schwächen: die Unternehmer:innen ächzen unter Bürokratie, hohen Standortkosten und der Dauer bei Genehmigungsverfahren. Das sorgt für miese Stimmung und Unzufriedenheit.

Eckdaten zur Umfrage

Zu den fünf Hauptkriterien Infrastruktur, Arbeitsmarkt und Qualifizierung, wirtschaftliches Umfeld, Standortkosten und allgemeines Umfeld / Lebensqualität mit insgesamt 51 Standortfaktoren gaben 405 Unternehmer:innen ihre Bewertungen im Hinblick auf Wichtigkeit und Zufriedenheit ab.
Ob Kleingewerbe, Mittelständler oder Konzern: nach dem Motto „one company – one vote“ bekam jedes Unternehmen eine Stimme.
Viele kleine und mittlere Unternehmen haben neben den Großen ihre Einschätzung abgegeben und sich rege beteiligt. Konkret: über 80 Prozent der Unternehmen, die geantwortet haben, beschäftigen weniger als 50 Personen.
Aus den Differenzen zwischen Wichtigkeit und Zufriedenheit lassen sich entsprechende 
Handlungsbedarfe ableiten: Standortvorteile im Sinne von „Weiter so!“, mit einer hohen Wichtigkeit und hohen Zufriedenheit, die es zu erhalten gilt. Zeitnaher bis sofortiger Handlungsbedarf mit der Forderung „Hier ansetzen!“, bei hoher Wichtigkeit und einer geringen Zufriedenheit.

Wirtschaftsstandort
Lippe – Stärken

In Lippe lässt es sich gut einkaufen – die Nahversorgung vor Ort ist wichtig und erhöht die Attraktivität gerade bei kleineren Kommunen. Unternehmer:innen sind zudem zufrieden mit der Nähe zu Lieferanten und Kunden. Eine funktionierende Lieferkette verkürzt die Lieferzeiten und senkt die Logistikkosten. In Lippe fühlen sich die Unternehmer:innen auch sicher mit Strom versorgt – wenn da nicht die Kosten wären! Das lippische Unternehmerherz schlägt für das Image der 
Region – ein gesunder Lokalpatriotismus kann nicht schaden. 

In diesem Sinne:
„Weiter so!“


Wirtschaftsstandort 
Lippe – Schwächen

In Lippe beklagen die Unternehmer:innen wie in ganz Deutschland die Bürokratie beziehungsweise fordern hier sofortigen Abbau und Herabsenkung starrer Regulierungen. In der Stadtortumfrage 2019 noch gar nicht abfragt, belegt der Faktor Bürokratie- /Regulierungsbau 2025 den ersten Platz beim Handlungsbedarf. Die Unzufriedenheit mit dem Ablauf und der Dauer von Genehmigungsverfahren reiht sich in das schlechte Stimmungsbild mit ein. Im Vergleich zu 2019 verbesserte sich dieser Faktor leider nicht.

Zusätzlich belasten die Wirtschaft die Standortkosten. Gestiegene Energiekosten, hohe Grundsteuern und die Gewerbesteuer machen den Unternehmer:innen den Betriebsalltag schwer. 

Gerade bei kleineren und mittleren Betrieben drücken besonders zeit- und kostenintensive Themen wie Bürokratie und Energiekosten auf die Stimmung. Aber auch die großen Player haben keinen Grund zum Jubeln: Aufgrund von Fachkräftemangel und ausgedünnten Personaldecken entsteht zusätzliches (Umsatz-)Gift.

„Verheerend und alarmierend“, meint deshalb IHK-Präsident Volker Steinbach, dem im Vergleich zur Umfrage in 2019 das deutlich weitere Auseinanderklaffen der Schere zwischen hoher Bedeutung und geringer Zufriedenheit Sorgen bereitet.

Neben den üblichen „harten“ Standortfaktoren gibt den Firmen auch das „weiche“ Umfeld zu denken. Die Zufriedenheit mit den allgemeinen Lebenshaltungskosten ist im Gegensatz zu 2019 erheblich gesunken. Die Kosten für Wohnen, Lebensmittel, Verkehr und Freizeit belasten immer mehr den Geldbeutel. Die medizinische Versorgung als eher „weicher“ Faktor rückt auch immer mehr in den Fokus. Ärztemangel und das Warten auf Termine wirkt zermürbend und wird inzwischen auch bei der Regionalwirtschaft mit Sorge wahrgenommen.

„Hier ansetzen!“

Fazit: Der Wirtschafts­standort Lippe wird nach wie vor geschätzt. Aber es muss dringend gehandelt werden, damit es auch so bleibt. Um Unternehmen hier zu halten und mit neuer Motivation zu versehen, muss die dringend notwendige Wirtschaftswende auch in der Region ankommen. Weitere Hemmnisse und Belastungen setzen die Unternehmertreue aufs Spiel.

Bürokratische Hemmnisse aus komplexen Vorschriften und Verwaltungsanweisungen müssen abgebaut werden. Transparentes und schnelleres behördliches Handeln in Verbindung mit dem Abbau von Doppelstrukturen erhöhen die Akzeptanz in der Wirtschaft.

Die hohen Steuerbelastungen müssen spürbar für die Wirtschaft reduziert werden; steuerliche Regeln müssen für Unternehmer:innen vereinfacht und transparent gestaltet werden.

Die frisch etablierte Bundesregierung lässt im Koalitionsvertrag richtige Ansätze erkennen. Die Dauer von Genehmigungsverfahren für Industrieanlagen als kritischer Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit soll beispielsweise verkürzt werden; eine Beschleunigung von bürokratischen Hürden ist ebenfalls vorgesehen.
Was auf höheren Ebenen gilt, muss auch regional-politisch aufgegriffen werden. Im Herbst sind Kommunalwahlen. Wirtschaft und IHK erwarten auch von der Kommunalpolitik und Bürgermeister:innen, dass die Belange des Mittelstands ganz oben auf der Agenda stehen.
Wir bieten das Gespräch mit allen Beteiligten an – aber wir fordern es auch!

Text: Stefanie Schöpe
Die IHK setzt sich ein. Für eine attraktive Wirtschaftsregion.

   

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