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Lippe inside - Starke Typen

Es funkelt und glänzt

Rabea Kruel ist ein starker Typ. Eine, bei der es funkelt und glänzt. Sie ist nach einem bewegten Leben in Lemgo angekommen und hat sich mit ihrem Traum selbständig gemacht. Die gelernte Goldschmiedin ist Inhaberin von SchmuckLeben mitten in der Innenstadt der Alten Hansestadt. Mit ihr kümmern sich drei weitere Mitarbeiterinnen um sämtliche Schmuckarbeiten. Auf den Namen angesprochen, antwortet Rabea Kruel, dass sie ihn immer schon immer im Kopf hatte. „Wie wunderbar dieser Name doch ist. Schmuck hat immer mit Leben zu tun: Geburt, Hochzeit und Tod“.

Mittlerweile ist sie 'angekommen', doch bis zu diesem Punkt muss sie noch ein paar Umwege gehen. Auf Anraten ihres Vaters besucht sie die Fachoberschule für Soziales & Gesundheit in Lemgo. Nach zwei Tagen wird ihr klar: „Das ist nichts für mich. Ich habe mich gefragt, was ich hier mache“. Sie zieht es trotzdem durch, beendet die Schule und resümiert „hier habe ich fürs Leben gelernt. Und zwar weiß ich jetzt, was ich nicht will.“

Es folgen verschiedene Praktika. Der Funke springt aber nicht über. Ihr ist klar, dass sie mit ihren Händen arbeiten möchte. Sie denkt darüber nach, Maskenbildnerin zu werden. Um Zeit zu überbrücken, macht sie ein Praktikum bei einem Goldschmied in Winterberg. Der ist schier begeistert von der jungen Frau: „Mensch, Mädel, das machst du ja richtig gut.“ Und zum ersten Mal gefällt ihr, was sie tut. Den ernüchternden Tipp des damaligen Chefs „Der Beruf des Goldschmieds stirbt aus, such dir lieber etwas anderes“ nimmt sie nicht an. Er schlägt vor, eine Ausbildung zur Zahntechnikerin zu machen. „Das ist fast das gleiche.“ Ist es nicht und aus diesem Grund bewirbt sich Kruel in Oerlinghausen bei einem Goldschmied. Es ist 1998 und Ausbildungsplätze sind heiß begehrt. Auf Empfehlung ihres Praktikumsbetriebs bekommt sie den Ausbildungsplatz. Sie absolviert eine Ausbildung, besucht die Berufsschule in Essen und hat dort „eine richtig gute Zeit. Der Rest ist Geschichte.

Sie schließt die Ausbildung als Beste in NRW ab.

Dafür gibt es vom Land ein Stipendium, das sie für Weiterbildungen verwenden kann. Doch zunächst möchte sie arbeiten. Sie stößt auf eine Stellenanzeige auf Amrum. „Ich wusste damals überhaupt nicht, wo das liegt. Schließlich hatten wir ja kein Handy, wo man schnell nachschauen kann“. Das Bewerbungsgespräch findet auf einer Autobahnraststätte bei Hamburg statt. „Es wurde für sofort gesucht, denn auf der Nordseeinsel ist plötzlich jemand ausgefallen.“ Also fährt die junge Frau wieder zurück nach Lemgo, packt ihre Koffer und bricht Richtung Insel auf. Auch da hat sie eine „mega Zeit“. Die Seeluft findet sie super, die Arbeit gefällt ihr. Sie leitet die Filiale in Wittdün. Im Winter arbeitet sie in der Werkstatt vor, im Sommer verkauft sie die Schmuckstücke „im Lädchen“. Sie arbeitet dort, wo andere Urlaub machen und bleibt 2,5 Jahre.

Nun wird es höchste Zeit, dass Geld vom Stipendium zu verwerten. Dieses kann sie für berufliche und private Fortbildungen nutzen. Während sie in Kleve am Niederrhein bei einer Goldschmiedin arbeitet, macht sie unter anderem den Ausbilderschein:

„Ich weiß gar nicht, wie ich das damals alles geschafft habe: Arbeit, Fortbildungen, kellnern im Café und natürlich auch Party. Ich glaube, ich habe damals nur vier Stunden geschlafen.“

Die nächste Station in ihrem Werdegang ist Essen, dort ist sie das erste Mal in ihrem Leben „total unglücklich“ im Job. „Es hat mir dort überhaupt nicht gefallen“, sagt sie und kündigt während der Probezeit. Bei einem Telefonat mit ihren Eltern erfährt sie, „dass meine Eltern ein Fachwerkhaus mitten in Lemgo gekauft haben.“ Die Eltern bieten ihr an, wieder nach Lemgo zu kommen. Das kommt für sie überhaupt nicht in Frage. „Schließlich will ich ja nicht wieder am Rockzipfel hängen“. Es kommt anders: ein dreiviertel Jahr später eröffnet in genau diesem Haus „SchmuckLeben“.

„Das war die beste Entscheidung in meinem Leben.

„Ich liebe meine Arbeit. Es sind die besonderen Begegnungen, die meiner Arbeit Sinn geben: Ich teile Schönes und Trauriges mit meinen Kundinnen und Kunden.“ Hier hat sie ein besonderes Ereignis im Gedächtnis: Eine Mutter, die die Asche ihrer verstorbenen Tochter in einen Diamanten einarbeiten lässt. Kruel erinnert sich, dass sie „noch nie mit so viel Respekt an eine Arbeit gegangen ist.“ Außerdem liebt sie es, den zukünftigen Hochzeitspaaren in Kursen zu helfen, ihre Ringe fürs Leben zu schmieden.

   

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