Titelthema
Nachgefragt
Vier Unternehmen haben zur Standortumfrage ihr persönliches Statement abgegeben.
Hanno Baumann
Wenn es um den Wohlfühlfaktor geht, dann ist Lippe für Hanno Baumann ganz weit vorne. Der Geschäftsführer der PLANTAG Coatings GmbH findet hier als Privatmann Ruhe und mag als gebürtiger Lipper den Menschenschlag mit all seinen Eigenarten, wie er schmunzelnd zugibt. Wirtschaftlich dagegen sieht der Diplom-Chemieingenieur die Region eher im Mittelfeld. „Man darf die gesamtdeutschen Faktoren natürlich nicht mit den lippischen vergleichen“, verweist Baumann auf Themen wie den Bürokratieabbau, die an anderer Stelle ins Rollen gebracht werden müssen. Was ihn vor Ort störe, sei die Infrastruktur. „Wir bauen Straßen nicht konsequent zu Ende und die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn ist ohnehin verbesserungswürdig.“ Das würden auch einige seiner 135 in Detmold tätigen Mitarbeitenden bemängeln, die auf öffentliche Verkehrsmittel setzen.
Mit Blick auf die Innenstadt outet sich Hanno Baumann als Verfechter von mehr Parkplätzen in Geschäftsnähe, um die Kundenfrequenz zu erhöhen. Die Attraktivität der Region werde aus seiner Sicht zudem nicht zielgerichtet und nicht gebündelt vermarktet, um dringend benötigte Fachkräfte anzulocken. „Da müssen wir besser werden“, fordert der Unternehmer.
Dr. Jens Hofele
Wenn man seinen Unternehmenssitz In Horn-Bad Meinberg und somit „am Ende der Welt“ hat, wie Dr. Jens Hofele gerne scherzhaft erzählt, dann muss man damit leben, dass viele Spediteure angesichts der Entfernung der Autobahn nicht begeistert sind. „Das macht die Logistik schwierig“ weiß der Geschäftsführer der VELOSIT GmbH & Co. KG. Auch den Nahverkehr bezeichnet Hofele als katastrophal. Die Lebensqualität in Lippe sei dagegen in anderer Hinsicht sehr gut, findet der Unternehmer und denkt dabei an günstigen Wohnraum, an die Natur sowie gut ausgebildete Fachkräfte. „Dass der Gewerbesteuerhebesatz in Horn höher ist als in benachbarten Kommunen, ist dagegen nicht so schön.“
In Sachen Bürokratie macht es für Dr. Jens Hofele einen großen Unterschied, ob man mit der Stadt, dem Kreis oder Behörden darüber hinaus zu tun habe. „Die Stadt Horn zeigt sich stets kooperativ“, lobt der Unternehmer die gute Zusammenarbeit vor Ort. Die Firma VELOSIT als Bauchemie-Spezialist verbrauche selbst nicht viel Energie und setze auf Solarstrom. „Die versteckten Energiekosten allerdings, die im künstlich verteuerten Zementpreis stecken, gehen zu Lasten unserer Wettbewerbsfähigkeit“, beklagt Dr. Jens Hofele.
Eckhardt Maaß
Eckhardt Maaß fühlt sich als Geschäftsmann mit den heimischen Partnern in Lippe gut aufgehoben. Nicht nur deshalb steht für seine Allianz Generalvertretung in Detmold ein Standortwechsel nicht zur Diskussion. „Ich würde hier gerne noch expandieren, aber neben der Suche nach geeigneten und bezahlbaren Räumlichkeiten, gestaltet sich die Suche nach ausgebildetem Personal für die Versicherungs- und Finanzbranche enorm schwierig“, bedauert Maaß. Dabei habe das persönliche Beratungsgeschäft Zukunft, ist der 63-Jährige überzeugt und lobt die IHK als zertifizierten Weiterbildungsanbieter vor Ort. Auch in anderen Bereichen sei das Angebot in der Region gut, ob in Sachen Infrastruktur oder Kultur. „Wir unterschätzen uns“, findet Eckhardt Maaß und spricht von einer guten Lebensqualität.
Dass über die zunehmende Bürokratie gemeckert werde, könne er gut nachvollziehen. Der Versicherungsfachmann weiß jedoch auch, dass gerade in „seiner“ Branche der Datenschutz ohne Regulatorik nicht auskomme und Geldwäsche ein großes Thema sei. „Meine Kunden spiegeln mir oft wider, dass man bei den Behörden zu lange auf Termine warten muss“, nennt er einen Kritikpunkt, der in Richtung Kreisverwaltung geht.
Maximilian Sieveke
Lippe ist ein schönes Fleckchen Erde, so lautet das erste Statement von Maximilian Sieveke, wenn es um die Standortumfrage geht. „Viel Natur, Bundestraße, Autobahn und Bahnhof vor der Tür“, konkretisiert der Einzelhändler. Von Bad Salzuflen aus führt der 38-Jährige den Weinhandel „Vino Chileno“ und wie der Name schon sagt, importiert er die stationär und online angebotenen Wein-Spezialitäten aus Chile. „Meine Ware kommt mit Containern nach Hamburg oder Antwerpen und danach per LKW zu mir“, berichtet Maximilian Sieveke. Sein Büro befindet sich in der Torfkuhle, der Verkaufs- und Lagerraum in der Daimlerstraße. Die Strecke sei zwar schnell mit dem Fahrrad zu bewältigen, optimal findet Sieveke den Status Quo jedoch nicht.
„Ich suche schon lange nach einer passenden Gewerbefläche für mich. In Bad Salzuflen scheint es aussichtslos“, bedauert der Weinhändler. Innenstadtlage komme nicht in Frage, da ihm die Mieten zu hoch seien und es an Parkmöglichkeiten fehle. Maximilian Sieveke kann sich gut vorstellen, weiter zu wachsen. Doch die zunehmende Bürokratie macht dem Industriekaufmann zu schaffen. „Wenn ich einen Mitarbeiter einstelle, brauche ich einen weiteren für die Administration.“