Fokus
Wirtschaft setzt Fokus auf Verkehrsinfrastruktur
Gut ausgebaute Verkehrswege sind das Fundament eines funktionierenden Wirtschaftsraums. Für Lippe hat die Straße mit weitem Abstand die größte Bedeutung. Kein anderer Verkehrsträger hat vor Ort eine größere Netzdichte und Relevanz in der Fläche. Statt Verkehrsfluss besteht jedoch zusehends Verdruss, wenn es um das Vorankommen in Lippe geht. Stopp & Go auf zentralen Verkehrsachsen, Oberflächenschäden sowie stark belastete Brücken hemmen vermehrt das Vorankommen von Personen und Gütern.
Mehr Verkehr erfordert Handeln
Laut langfristiger Verkehrsentwicklungsprognose im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums soll der Verkehr in städtischen und ländlichen Gebieten Deutschlands bis 2040 weiter zunehmen. Der Güterverkehr soll bis 2040 um etwa ein Drittel gegenüber 2019 wachsen. Beim Personenverkehr wird ein Anstieg um rund acht Prozent erwartet. Fest steht: Die Straße wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle beim Transport einnehmen. Was bedeutet das für die Verkehrswege in Lippe? Wie kann die Infrastruktur, insbesondere die Straße dem wachsenden Transportaufkommen gerecht werden?
Mit diesen und weiteren Fragen hat sich die lippische Wirtschaft intensiv auseinandergesetzt und mit tatkräftiger Unterstützung des IHK-Verkehrsausschusses einen Leitfaden erarbeitet. Dieser konzentriert sich auf die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und die Erhöhung der Planungseffizienz. Er ergänzt und konkretisiert die IHK-Positionen „Mobilität ist Zukunft“ (2017) und „Clever unterwegs“ (2022).
Verkehrsinfrastruktur leistungsfähig halten
Um dem zunehmenden Verkehr in Lippe gerecht zu werden und bestehende Engpässe aufgrund unzureichender Netzkapazitäten zu beheben, ist es notwendig, Verkehrswege kontinuierlich zu verbessern und leistungsfähig zu halten. Sanierungs- und Unterhaltungsmaßnahmen müssen demnach Hand in Hand mit bedarfsgerechten Erweiterungen gehen. Dafür müssen Verfahren beschleunigt und Abläufe stärker standardisiert werden.
Neubauprojekte mit hoher Netzwirkung
Eine langfristige und strategische Planung der Verkehrsinfrastruktur bedeutet für die lippische Wirtschaft, dass alle bisherigen Verkehrsprojekte der Positionen 2017 und 2022 weiterverfolgt werden. Zugleich muss der Fokus auf folgende Projekte mit hoher Netzwirkung für die Region gelegt werden:
· B239 Ortsumgehung Lage
· B238 Nordumgehung Lemgo
· L758 Ausbau zwischen Detmold und Barntrup
· Neubautrasse ICE-Strecke Hannover-Bielefeld
Die Umsetzung der beiden Umgehungen zielt darauf ab, den innerstädtischen Verkehr deutlich zu entlasten und die Erreichbarkeit der Region zu verbessern. Als Teilmaßnahmen entlang zentraler Achsen ermöglichen sie eine bessere Anbindung an umliegende Zentren sowie höherrangiger Straßen, wie die A2. Auch der Ausbau der Landesstraße 758 zwischen Detmold und Barntrup ist in Verbindung mit der B66 und der fertiggestellten Ortsumgehung Barntrup, von großer Bedeutung für den regionalen und überregionalen Verkehr. Die Realisierung aller Teilprojekte, im Sinne des lippischen Netzkonzeptes Ost, verbessert die Vernetzung mit Niedersachsen. In dem Zusammenhang darf auch eine abschnittsweise Neubautrasse der Bahnstrecke zwischen Hannover und Bielefeld nicht infrage gestellt werden, so die einhellige Meinung der lippischen Wirtschaft mit Blick auf dringend benötigte Zusatzkapazitäten im Güter- und Personenverkehr sowie einer besseren Vernetzung und Taktung der Verkehrsträger.
Verfahren beschleunigen – Abläufe standardisieren
Um Planung und Bau effizienter zu gestalten und gleichzeitig nachhaltige Ziele der Verkehrswende zu erreichen, fordert die Wirtschaft schnellere Verfahren, eine umfassende Anpassung von Standards sowie eine regelmäßige Wartung der Verkehrsinfrastruktur. So können Sammelausschreibungen bei ähnlichen Leistungen oder bei größerem Bedarf, wie kürzlich bei drei Brücken in Neuss-Erfttal, Verwaltungsaufwand und Kosten senken. Moderne Baumethoden, innovative Materialien und vorgefertigte Bauteile (modulare Systeme) können zusätzlich helfen, Bauzeiten zu verkürzen und die Qualität zu steigern. Generell sollten Transparenz, Rechenschaftspflicht sowie verbindliche Zeitpläne unumgänglich sein.
Zustimmung zu Maßnahmen fördern
Einigkeit besteht darüber, dass politische Geschlossenheit Grundvoraussetzung ist, um die Verkehrsinfrastruktur in Lippe, allen voran die Straßeninfrastruktur, wieder auf ein leistungsfähiges Niveau zu bringen. Dafür müssen Dringlichkeit und Bedeutung der Maßnahmen erkannt und sowohl Öffentlichkeit als auch Entscheidungsträger für eine nachhaltige Finanzierung sensibilisiert werden. Die Wirtschaft erachtet weniger Bürokratie und dafür mehr Pragmatismus als Maxime eines gemeinsamen Handelns.
Text: Jenny Krumov
Referentin IHK Lippe zu Detmold



