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Titelthema - Leitartikel

Gestiegene Herausforderungen

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie bestimmten den betrieblichen Alltag in den letzten Jahren. Anstehende Unternehmensnachfolgen wurden daher nicht selten zurückgestellt oder gar ganz verhindert. Zudem möchten immer weniger Personen selbst Unternehmer:in werden. Das spiegelt sich im DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2022 deutlich wider.

Für Erstgründungen und Übernahmegründungen sind Kleinst- und Kleinunternehmen traditionell besonders beliebt und geeignet. Die Corona-Pandemie hatte jedoch gerade diese Unternehmen sehr stark gebeutelt. Einzelhandel, Gastronomie und personenbezogene Dienstleistungen waren von Lockdowns und Zugangsbeschränkungen betroffen. Die Frage, ob und wie es weitergeht, konnten sich in diesen Branchen viele Inhaber:innen plötzlich nicht mehr beantworten. In der Folge stand die bloße Existenzsicherung des Betriebs im Vordergrund jeglicher Bemühungen. Übergabepläne wurden auf Eis gelegt. Notwendige Anpassungen der Geschäftsmodelle oder Modernisierungen wurden hinten angestellt. Das wiederum führte zu sinkenden Unternehmenswerten und damit zur nachlassender Attraktivität der Betriebe für potenzielle Nachfolger:innen.

Etwas entspannter sah die Lage in den klein- und mittelständischen Industriebetrieben aus. Viele von ihnen erwirtschafteten selbst in der Corona-Krise gute Renditen. Aktuell beeinträchtigen jedoch Lieferkettenprobleme und die hohen Energiepreise die geschäftlichen Entwicklungen negativ. Und der Fachkräftemangel macht sich in diesem Wirtschaftszweig besonders bemerkbar.

Immer weniger Personen ziehen eine Geschäftsgründung oder eine Unternehmensnachfolge für ihren beruflichen Werdegang in Betracht. Neben den aktuellen Krisen sind dafür schlicht demografische Entwicklungen ursächlich. Personen in den gründungsaffinen Altersjahrgängen zwischen 20 und 40 Jahren werden rar. Gut qualifizierte - und damit für die Unternehmensführung geeignete - Personen unter ihnen bekommen lukrative Angebote für Anstellungsverhältnisse. Sie entscheiden sich dann gegen die Selbständigkeit. Gleichzeitig erreichen immer mehr Senior-Unternehmer:innen das Ruhestandsalter. In der Folge ist ein Ungleichgewicht entstanden. Einer wachsenden Zahl von Unternehmer:innen auf Nachfolgersuche steht eine sinkende Zahl von Nachfolge-kandidat:innen gegenüber. Mittlerweile verzeichnen die IHKs fast dreimal so viele beratungssuchende Alt-Inhaber:innen auf Nachfolgersuche wie Personen, die ein Unternehmen übernehmen möchten.

Die Unternehmensnachfolge ist in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden. Umso wichtiger ist die rechtzeitige Vorbereitung. Das Kernproblem ist und bleibt die Nachfolgersuche. Daneben sind nicht nur betriebswirtschaftliche, rechtliche oder steuerliche Aspekte zu berücksichtigen. Ebenso sind die emotionalen Herausforderungen zu erkennen und zu meistern. 

Die IHK Lippe steht als Anlaufstelle für Einstiegsberatungen zur Verfügung.

Ansprechpartner:
Frank Lumma
Tel: 05231 7601-28
lumma@detmold.ihk.de

   

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