Lippe Wissen und Wirtschaft

Standpunkt

Gegensteuern!

Den Winter haben wir geschafft! Das Gas ist doch nicht so knapp geworden wie befürchtet. Auch weil wir alle zu Hause die Heizungen runtergedreht haben.

Auch die Industrie hat viel Gas „eingespart“. Leider nicht nur bei der Heizung, sondern vor allem durch das Runterfahren der Produktion. Die Energiepreise waren in vielen energieintensiven Branchen schlicht zu hoch. Trotz Strom- und Gaspreisbremse. Und sind es immer noch. Als Folge droht der Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Auch weil andere Industrieländer wie die USA mit über Jahre garantiert günstigen Energiekosten und weiteren attraktiven Subventionen locken. Die schleichende Abwanderung von Produktionskapazitäten hat begonnen. Schlecht für den Standort und schlecht fürs Klima.
Für Deutschland und Europa heißt es deswegen jetzt: Dringend und schnell gegensteuern.

„Die Industrie braucht kurzfristig klare Perspektiven, dass sich die Produktion hier langfristig noch lohnt.“

Die Energiekosten müssen runter. Also weg mit der Strom- und Energiesteuer sowie mit sonstigen Abgaben. Und her mit Preismodellen, die Strom zum Beispiel aus den Offshore-Windparks in der Nordsee zu verlässlichen und wettbewerbsfähigen Konditionen liefern. Und zwar nicht nur für große Konzerne, sondern auch für die mittelständische Industrie, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft darstellt.
Aber nicht nur die Kosten belasten, auch die überbordende Bürokratie. Die drohenden Berichtspflichten zur Nachhaltigkeit sind da nur ein Beispiel. Die überzogenen Anforderungen des EU-Green Deals ein weiteres. Das schreckt viele ab. Die Institutionen in Brüssel müssen endlich erkennen: Für Klimaschutz und Biodiversität ist nichts gewonnen, wenn Europa im Jahr 2050 nur deswegen „sauber“ ist, weil die Produktion anderswo passiert.

Als Unternehmen müssen wir hier klare Signale senden und gleichzeitig Verantwortung übernehmen: Wir engagieren uns für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Wir leisten unseren Beitrag zur notwendigen Transformation. EU und Bund müssen für die passenden Rahmenbedingungen sorgen!

Ihre

Melanie Lehmann
Mitglied des IHK-Präsidiums, Vorsitzende des
Industrieausschusses und Geschäftsführerin der
Oskar Lehmann GmbH & Co. KG

   

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