Lippe Wissen und Wirtschaft

Lippe inside - Starke Typen

„Einfach mal machen“

Alexander Lichtenberg ist ein starker Typ. Einer, mit einem großen Fuhrpark. Er ist geschäftsführer Gesellschafter eines Blomberger Taxiunternehmens. In seinem Bestand sind 75 Fahrzeuge, unter anderem Kleinbusse mit bis zu 21 Sitzplätzen, 9-Sitzer, behindertengerechte Rollstuhlfahrzeuge und PKW. Für ihn arbeiten 115 Mitarbeiter:innen. Sechs davon unterstützen ihn im Büro. Die anderen sind auf den Straßen Lippes unterwegs. Und nicht nur dort, sie fahren quer durch die Republik und auch schon mal ins benachbarte Ausland. Aber „in einem Taxi nach Paris“, hat es den Unternehmer bis jetzt noch nicht verschlagen.

Zum Taxigeschäft ist er gekommen, „wie die Jungfrau zum Kind“. Nach der Schule absolviert er zwei Ausbildungen – eine zum Elektrotechniker und eine als Gärtner für vegetative Obstgehölzvermehrung. Was sich sperrig anhört, ist es auch für ihn – es macht ihm keinen Spaß und bringt ihn körperlich an die Grenzen, denn zu 90 Prozent arbeitet er im Bücken. Nach acht Jahren ist für ihn dort Schluss – mitten in Elternzeit kündigt er.
Zeitgleich wird in der Speditions-Firma seines Onkels ein Disponent gesucht. Nun geht es vom Acker ins Büro. „Das ist schon eine große Umstellung gewesen. Doch mein Motto war und ist schon immer: einfach mal machen“, sagt der 42-jährige. Die Arbeit macht ihm Spaß: Er plant und koordiniert den Transport von Waren und Gütern. Dabei wählt er die optimalen Transportmittel und Routen aus, berücksichtigt die Wünsche der Kunden und sorgt für eine effiziente Nutzung der vorhandenen Ressourcen. „Einzig der Bewegungsmangel hat mich gestört, abends war ich gar nicht müde.“ Sagt er und geht wieder „back to the roots“.

In einer Detmolder Gärtnerei arbeitet er fortan im Schichtdienst. Das sei für ihn nichts Halbes und nichts Ganzes gewesen. Durch Zufall entdeckt er eine Anzeige in einer Tageszeitung, dass ein Taxiunternehmen einen Disponenten sucht. Er bewirbt sich und während seines Vorstellungsgesprächs eröffnen ihm seine beiden Gesprächspartner, dass er in absehbarer Zeit auch das Unterhmen übernehmen könne. Das Vorstellungsgespräch läuft gut, er wird 2015 als einer von 60 Bewerbern eingestellt. Er überlegt nicht lange „einfach mal machen“ und sagt zu. Das Versprechen der ehemaligen Geschäftsführer Günther Henke und Jürgen Homuth gilt. Seit 1.1.2022 ist Alexander Lichtenberg Geschäftsführer und seit 1.1.2023 geschäftsführender Gesellschafter der Blomberger Taxi GmbH.
Ab und zu fährt er noch einmal, „wenn Not am Mann“ ist. Sonst ist er im operativen Geschäft. Aktuell plant er ein Relaunch. „Ich möchte digitaler werden, eine neue Telefonanlage ist bereits installiert und seit Anfang Mai mache ich bei Taxi.de mit.“ Außerdem hat er zwei Elektroautos bestellt.

„Ein Taxifahrer ist mehr als nur ein Fahrer, der einen Passagier von A nach B bringt.“

Er ist auch ein Reiseleiter, ein Gesprächspartner, ein Seelsorger, ein Navigator und ein Experte für die Straßen seiner Stadt. Der Alltag eines Taxifahrers ist oft hektisch und unvorhersehbar, da er sich auf die unterschiedlichsten Passagiere, Reiseziele und Verkehrssituationen einstellen muss. Das kann eine Geschäftsperson sein, die zum Flughafen gebracht werden muss, ein Tourist, der die Stadt erkunden möchte, oder auch jemand, der zu einem Arzttermin eilt.“
Zu seinem Kundenstamm gehörten Privatpersonen und Unternehmen.

Einen Ausgleich verschafft sich der Vater einer zwölfjährigen Tochter mit Spaziergängen mit seiner Hündin Mathilde und Fahrten mit dem E-Bike. Und manchmal holt er auch seinen Ford Capri 2 von 1976 in goldmetallic aus der Garage und fährt durchs Lipperland. Oder nach Paris.

 

Kurioses:

  • Das ungewöhnlichste Objekt, was in seinem Taxi vergessen wurde, sind hochhackige Schuhe. Die können immer noch abgeholt werden.
  • Berühmte Personen, unter anderem Ranga Yogeshwar, Jan-Josef Liefers oder Esther Schweins wurden schon von ihm kutschiert.
  • Absolut kein Klischee; „Fahren Sie bitte schneller. Ich bin spät dran.“ Das hat Lichtenberg schon oft gehört. Aber er und sein Team halten sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen.
  • Mit indischen Fahrgästen fährt er höchstens 100 km/h. „Sonst denken sie, die fahren im Raumschiff Enterprise“.
  • Einen falschen Fahrgast hat er auch schon einmal vom Flughafen abgeholt. Das war im Kundenauftrag. „War aber nicht schlimm. Ein anderes Taxi hat den Gast dann mitgenommen.“
  • Das lustigste Gespräch war mit einem Kunden, den er aus Düsseldorf abgeholt hat und mit dem er „über Gott und die Welt“ englisch gesprochen hat. Zuhause in Detmold angekommen, hat Lichtenberg ihn gefragt, was er dort mache. „Ich wohne hier,“ antwortete der Gast. Auf Deutsch.

   

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