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Standort Deutschland - starker Standort Lippe!?

Ob beruflich oder privat, oft sind wir am Tag mehrmals unterwegs, um unseren Alltag zu gestalten. Eine hohe und individuelle Mobilität jedes einzelnen Menschen ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Mobilität ist aber auch eine zentrale Voraussetzung für das Funktionieren unserer Marktwirtschaft. Hat sich unsere Mobilität über die Jahre verändert? Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land? Welche Auswirkungen haben die Klimaschutzziele auf unsere Mobilität? Und wie ist Lippe in Bewegung?

Mobilitätstrends in Deutschland

Um Kenntnis über das Mobilitätsverhalten in Deutschland zu erlangen, werden im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums jährlich Haushaltbefragungen durchgeführt (Deutsches Mobilitätspanel MOP). Zusätzlich wird in mehrjährigen Abständen eine große Mobilitätsstudie zur Alltagsmobilität beauftragt (Mobilität in Deutschland MiD).
Der langfristige Blick auf unser Mobilitätsverhalten zeigt, dass Menschen in Deutschland immer mehr Zeit im Verkehr verbringen und zugleich immer weitere Strecken zurücklegen. 
Wurden 2002 durchschnittlich noch 33 Kilometer pro Tag zurückgelegt, waren es 2017 bereits 39 Kilometer. Im Schnitt sind die Menschen in Deutschland 80 Minuten pro Tag unterwegs.
Während der Corona-Pandemie ging das Verkehrsaufkommen temporär stark zurück. Mobiles Arbeiten statt Büro, weniger Dienstreisen aber auch die vermehrte Kurzarbeit in Unternehmen waren einige Ursachen dafür. Ein Trend oder gar eine Trendumkehr ist aber nicht ablesbar. Denn die tägliche Verkehrsleistung hat das Vor-Pandemie-Niveau fast wieder erreicht.
In Deutschland ist der Pkw nach wie vor das beliebteste Verkehrsmittel. Obwohl der öffentliche Personenverkehr seit 2002 immer stärker genutzt wird, bleibt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) mit deutlichem Abstand sehr hoch (Abbildung 1). Das zeigt sich auch beim Kfz-Bestand. Er hat zwischen 2008 und 2023 um 21,1 Prozent zugenommen.
Der PKW spielt auf dem Land eine noch dominantere Rolle als in der Stadt. Für 84 Prozent der Landbewohner:innen sind Autos, Motorräder oder Mofas die erste Wahl (Abbildung 2: Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, 2021). In städtischen Gebieten sind es „nur“ 70 Prozent. Bei der ÖPNV-Nutzung sieht es andersherum aus (Ballungsräumen: 71 Prozent, ländliche Räume: 42 Prozent). Die bessere Erschließung, dichtere Taktung und mehr Angebote erleichtern hier die ÖPNV-Mobilität.

 

Klimaziele und Mobilität

Mobilität ist ein unverzichtbarer Teil des täglichen Lebens, aber auch ein zentraler Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Um die Klimaschutzziele erfüllen zu können, muss der Verkehr umgebaut werden. Das geltende Bundes-Klimaschutzgesetz fordert bis 2030 fast eine Halbierung der Treibhausgasemissionen auf 85 Millionen Tonnen (minus 48 Prozent gegenüber 2019). Die Frage ist, wie die Mobilitätswende trotz gestiegener Kfz-Nutzung gelingen kann und welche Hebel gerade in ländlicheren Räumen bewegt werden müssen?

 

In Lippe mobil

Im industriestarken, aber eher ländlich geprägten Lippe spielt der Verkehrsträger Straße immer noch die Hauptrolle. Ein dichtes Netz von Gemeinde-, Kreis- und Landesstraßen durchzieht das Kreisgebiet. Höherrangige Straßen, vor allem Autobahnen, sind vor Ort wenig vertreten. Besonders die Kommunen im lippischen Osten verfügen über eine eher schlechte überregionale Anbindung über Straße und Schiene. Radwege haben zwar an Bedeutung gewonnen, ihre Auslastung bleibt aber auf niedrigem Niveau.
Die Präferenz für das eigene Auto hat sich in der Mobilitätsbefragung der IHK Lippe (2021) bestätigt. Gut 70 Prozent der Unternehmer:innen haben angegeben, dass die Beschäftigten in der Regel mit dem Kfz zur Arbeit kommen. Jeweils weniger als 10 Prozent kommen mehrheitlich „zu Fuß“, „mit dem Rad“ oder „per Bus und Bahn“.

 

Ein Leitfaden für die Mobilität von morgen

Mit dem Ziel, die künftige Mobilität im Kreisgebiet aktiv zu gestalten, hat die Vollversammlung der IHK im Jahr 2022 einen Leitfaden verabschiedet. Darin werden übergeordnete Mobilitätsziele identifiziert und mit Maßnahmen unterlegt. Ein zentrales Anliegen: Die Mobilität in der Fläche muss verbessert werden. Für einen breiten Mobilitätsmix in allen 16 Städten und Gemeinden sollte kontinuierlich in vorhandene und neue Infrastruktur sowie Mobilitätsangebote investiert werden. Das gelte für Straßen, Schienen, Rad- und Fußwege, in gleichem Maße. Um den Einsatz alternativer Kraftstoffe und Antriebe zu verstärken, müsse auch die Tank- und Ladeinfrastruktur in der Fläche ausgebaut werden.
Die zunehmende Bündelung und digitale Vernetzung von Verkehren könne zudem helfen, unnötigen Verkehr zu vermeiden und zugleich die Mobilität zu verbessern. Die etwa an den Bahnhöfen Lage oder Lügde bestehenden Mobilstationen sollten als Knotenpunkte lippeweit ausgebaut werden. Auch eine Verknüpfung mit kleinen Warenumschlagplätzen („Mikro-Hubs“) sei eine Option.

 

Text: Jenny Krumov | IHK Lippe

   

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