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Klima & Energie

Stimmung auch in Lippe schlecht

Die deutliche Mehrheit der deutschen Unternehmen empfindet die zögerliche Umsetzung der Energiewende aktuell als Bedrohung für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Das zeigt das „Energiewende-Barometer 2023“ der IHK-Organisation. Der „Barometer-Wert“ (gewichtete Differenz zwischen positiven und negativen Einschätzungen) ist gegenüber dem Vorjahr um 20 Punkte auf „-27“ gefallen. Bundesweit haben sich 3.572 Unternehmen aus allen Branchen an der DIHK-Umfrage beteiligt. In Lippe waren es insgesamt 23 Unternehmen, davon 16 aus der Industrie. Für NRW liegt ebenfalls eine Auswertung vor.

Das Stimmungsbarometer in der Wirtschaft weist auch in Lippe deutlich nach unten, vor allem in der Industrie: Wie im Bundesdurchschnitt klagen über 60 Prozent der befragten lippischen Industrieunternehmen über negative Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit, nur 6 Prozent sehen noch positive Effekte.

Weniger Investitionen

Mehr als ein Drittel der befragten lippischen Industrieunternehmen stellt aktuell Investitionen in Kernprozesse sowie in Klimaschutzmaßnahmen zurück. Knapp 30 Prozent der befragten Industrieunternehmen haben ihre Produktion heruntergefahren oder verlagern Kapazitäten ins Ausland oder planen dies.

Maßnahmen der Unternehmen

Die Steigerung der Energieeffizienz (100 Prozent), der Aufbau eigener erneuerbarer Erzeugungskapazitäten (87 Prozent) und die Nutzung von Abwärme (80 Prozent) werden von den lippischen Industrieunternehmen als wichtigste Maßnahmen genannt, um die Kosten zu senken bzw. stabilisieren. Die lippische Industrie investiert aber auch in E-Mobilität: 87 Prozent der Industrieunternehmen haben Elektroautos angeschafft oder planen dies. Bei der Ladeinfrastruktur ist der Wert mit 93 Prozent noch höher.
70 Prozent der lippischen Industrieunternehmen setzen sich Ziele zum Erreichen der Klimaneutralität vor 2045. Über 90 Prozent der Unternehmen erfassen die CO2-Emissionen ihrer Standorte.

Mehr Planbarkeit gefordert

Ein zentraler Auslöser für die negativen Einschätzungen der Unternehmen sind nach Einschätzung der DIHK die energiepolitischen Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Sie erschwerten die Umsetzung der Energiewende erheblich. Der Politik sei es bislang leider nicht nachhaltig gelungen, erfolgreich gegenzusteuern: Die Energiepreise blieben auf einem hohen Niveau, es fehlten die Perspektiven.
Als größtes Transformationsrisiko beklagen bundesweit knapp 60 Prozent aller Unternehmen, dass es in der Energiepolitik an Planbarkeit und Verlässlichkeit mangele. Bei den Industrieunternehmen in Lippe sind es sogar 100 Prozent. Gut 80 Prozent klagen über zu viel Bürokratie (bundesweit über alle Branchen: 58 Prozent).

Empfehlungen der Wirtschaft an die Bundesregierung

Angesichts der herausfordernden Transformation finden bundesweit zwei Themen bei den Unternehmen ungeteilte Zustimmung von über 80 Prozent: Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit sollten die Leitprinzipien für Energieeffizienzmaßnahmen sein und die Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge sollten verbessert werden, um die Energiewende sicher, bezahlbar und umweltverträglich zu gestalten. An dritter Stelle folgt als schnelle Maßnahme die Senkung von Steuern und Abgaben auf den Strompreis. Darin sind sich bundesweit gut 70 und in Lippe knapp 80 Prozent aller befragten Unternehmen einig.

   

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