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Nicht alle Eier in einen Korb

Auf einem Bein steht man schlecht. Deshalb setzt die Steinbach AG gleich auf mehrere, tragende Säulen im Produktportfolio. Das ist einer der Gründe, warum das Unternehmen mit Hauptsitz in Detmold und Vertretungen in Ulm, Shanghai, Charlotte/USA, Taipei und Brisbane, nicht in die Klagelieder um wegbrechende Beschaffungsmärkte oder störanfällige Lieferketten einstimmt. Zudem steht die Steinbach AG für „made in Germany“.

Nicht alle Eier in einen Korb“, diese Weisheit wurde Volker Steinbach schon von seinen Eltern in die Wiege gelegt. „Das hört sich zwar komisch an, hat sich aber im Laufe unserer inzwischen 100-jährigen Firmengeschichte bewährt“, so der Vorstand der Aktiengesellschaft. Die Steinach AG beliefert weltweit Unternehmen der Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbauindustrie mit technischen Kautschukprodukten, gewobenen Glasfasern, thermischen und akustischen Isolierungen, Dichtungen und Stanzteilen, Folienverpackungen sowie technischer Keramik. „Im 3-D-Druck können wir Kleinstbauteile in perfekter Präzision fertigen, die konventionell nicht herstellbar sind. Wir haben stets die Nische der Nische im Blick“, beschreibt der Unternehmer die Firmenphilosophie. Dabei sei man bemüht, sämtliche Materialien in Europa einzukaufen. „Damit will ich nicht sagen, dass wir hier die Gutmenschen sind“, lacht Volker Steinbach, „es gibt für uns schlicht keine Alternativen.“ Damit meint er die hohe Qualität der Produkte, auf die die Kundschaft Wert legt und die eben nur in Europa zu haben ist. „Made in Germany“ sei nach wie vor das beste Verkaufsargument. „Natürlich kann man Gummiplatten billigst aus Asien erwerben“, weiß der Geschäftsmann. Und ja, man kooperiere tatsächlich mit ein bis zwei Lieferanten in China, die als Alleinstellungsmerkmal vier Meter breite Platten herstellen können. „Bei uns ist bei 3,20 Metern Schluss.“ Trotzdem sieht Volker Steinbach für die AG keine echte Abhängigkeit. „Theoretisch könnten wir selbst eine Maschine anschaffen, die in dieser Größenordnung vulkanisiert. Das macht aber wirtschaftlich gar keinen Sinn.“ Bei Massenproduktionen sei man raus. „Effizienz, Vielfalt und Individualität sind unsere Stärke“, betont Volker Steinbach, das im Unternehmen selbst 1-Stück- Bestellungen konfektioniert werden. „Nicht die Lieferketten sind unser Problem, sondern der Zertifizierungswahnsinn der EU.“ Steinbach macht sich Sorgen, dass einzelne Rohstoffe für Gummi oder gewisse Zuschlagstoffe für Kautschuk reguliert oder gar verboten werden könnten. Die zunehmende Verunsicherung im Land angesichts der geopolitischen Lage betrachtet Steinbach dagegen kaufmännisch nüchtern: „Wenn das eine schwächelt, dann läuft das andere.“ Da zahlt sich die kontinuierliche Produktentwicklung und Ausweitung auf verschiedene Geschäftsfelder aus. Man sollte eben nicht alle Eier in einen Korb legen…

   

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