Titelthema
Die Abhängigkeit von den Asiaten nervt
Die deutsche Wirtschaft ist nach wie vor in Teilen auf den chinesischen Markt angewiesen. Das gilt auch für etliche lippische Unternehmen. Die Plantag Gruppe aus Detmold zum Beispiel. Als Produzent von Lacken für die Oberflächentechnik ist das weltweit agierende Unternehmen abhängig von chemischen Rohstoffen und Grundbindemitteln aus Asien.
Geschäftsführer Hanno Baumann schmeckt das so gar nicht. Der Import gehört daher nicht unbedingt zu seinen Lieblingsthemen. „Manche Rohstoffgruppen sind nur noch in Asien erhältlich“, bedauert der Inhaber des in dritter Generation geführten Familienbetriebs. „Das gefällt uns überhaupt nicht, aber wir können es derzeit nicht ändern.“ Die Geiz-ist-Geil-Mentalität habe bereits vor Jahren etliche europäische Produzenten von der Bildfläche verschwinden lassen. „Wer am günstigsten war, bekam die Aufträge. Und das waren eben die Asiaten“, so Hanno Baumann. Erst die Corona-Pandemie habe dann gezeigt, wie drastisch die Probleme in der Lieferversorgung werden können. „Die Lieferzeiten und die Preise, besonders aus Asien, haben sich drastisch erhöht, wenn die Materialien überhaupt lieferbar waren.“ Bis dato sei die Versorgungslage immer noch nicht wieder zu 100 Prozent optimal. „Wir würden gerne wieder Lieferbeziehungen in Europa aufbauen, aber unsere Kunden sind nicht bereit, mehr zu zahlen, weil auch der Endkunde nicht bereit ist, höhere Preise zu akzeptieren.“ Hanno Baumann weiß, dass viele aufgrund der wirtschaftlichen Lage mit dem Rücken zur Wand stehen. „Unsere Kunden erwarten eher von uns, dass wir mit den Preisen runtergehen. Aber auch wir müssen profitabel arbeiten, um unser Unternehmen zielgerichtet gen Zukunft zu führen. Deshalb sind wir in Teilbereichen auf die Asiaten angewiesen“, macht der Geschäftsmann die Krux deutlich. Zudem lahme die Nachfrage in Europa. „Wir stellen fest, dass die Kunden bis zu 30 Prozent weniger Umsatz machen und entsprechend weniger Lacke einkaufen. Der Wohnungsbau-Markt läuft nicht wie geplant und ich glaube da leider auch nicht an eine schnelle Erholung.“ Die Möbelindustrie gehört zu den Hauptabnehmern der Plantag Gruppe. Die Produkte bleiben überwiegend in Europa, werden aber auch beispielsweise nach Brasilien oder Indien exportiert. „Natürlich haben wir spätestens während der Pandemie überlegt, wie man die Rezepturen verändern könnte, um sich aus der Abhängigkeit von den Asiaten zu befreien“, verrät Hanno Baumann, dass es bereits einige Ideen gibt. „Aber wir setzen um die 1.000 verschiedene Rohstoffe ein. Wenn Sie für alle Alternativen qualifizieren wollen…“, lässt er den Rest des Satzes unausgesprochen. Neben den Rohstoffproblemen treibt Baumann auch die zunehmende Bürokratie um. „Wir müssen in Deutschland umdenken. Andere Länder lachen inzwischen über unsere komplizierten Genehmigungsverfahren“, sieht Hanno Baumann die Regierung in der Pflicht.