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Der Weihnachtstraum beflügelt

Weihnachtsmarkt der Sinne, schönster Weihnachtsmarkt in Nordrhein-Westfalen, Touristen-Magnet: der Bad Salzufler Weihnachtstraum hat so einige Superlativen zu bieten. Vor 27 Jahren vom einstigen Kur- und Verkehrsverein aus der Taufe gehoben, gab es zwischendurch auch mal ein böses Erwachen. Doch seit dem Jahr 2009 sorgt die Werbegemeinschaft Bad Salzuflen e.V. kontinuierlich und mit viel Herzblut für eine traumhafte Vorweihnachtszeit. Im Interview erzählt Michael Welslau als erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft, wie wichtig dieses Event für die verschiedenen Akteure ist.

Herr Welslau, ein Verein als alleiniger Ausrichter einer so großen Veranstaltung. Respekt. Das ist nicht unbedingt üblich.  
Welslau: Das stimmt. Vor der Gründung des Weihnachtstraums hatte die Stadt nur hier und da ein paar Buden aufgestellt. Dem damaligen Vorsitzenden des Kur- und Verkehrsvereins Wolfgang Jäger gefiel das nicht und man wollte sich allein schon mit der Bezeichnung „Traum“ statt „Markt“ abgrenzen.

Mit Erfolg.
Welslau: Ja, bis im Jahr 2001 die Stadt die Ausrichtung einem externen Schausteller übertrug und das Niveau sank. Im Jahr 2008 sorgte Dr. Wolfgang Honsdorf als Bürgermeister für eine Neuausschreibung, die Werbegemeinschaft gewann und wir starteten ab 2009 mit einem neuen Konzept.

Ging es Ihnen und Ihrem Team vorrangig darum, den Einzelhandel zu pushen?
Welslau: Natürlich. Unser viel zu früh verstorbenes Mitglied Wolfgang Wagner („Leder Reese“, Anm. der Redaktion) hat immer gesagt: „Ein gut gemachter Weihnachtsmarkt ist die preiswerteste und beste Wirtschaftsförderung des Einzelhandels.“ Er hat uns aufgefordert, die wichtigste Zeit des Jahres zu nutzen und entsprechend zu investieren.

Sie haben als Verein also viel Geld in die Hand genommen?
Welslau: Die Kasse war gut gefüllt. Allein 20.000 Euro sind im ersten Jahr investiert worden, um den Weihnachtstraum neu aufzubauen und zu etablieren. Wir stehen schließlich im Wettbewerb mit anderen Städten und der Dezember ist und bleibt der umsatzstärkste Monat.

Nicht nur die Geschäfte in der Innenstadt profitieren. Auch in den Gastronomie- und Hotelbetrieben brummt es ordentlich.
Welslau: Der Weihnachtstraum beflügelt. Alle profitieren stark, man bekommt beispielsweise ohne Reservierung keinen Tisch im Restaurant. Dort finden Familien- und Firmenfeiern statt. Mit Rücksicht auf die Gastro schließen wir den Markt bereits relativ früh, um 21.00 Uhr, damit die Leute anschließend noch hier und da einkehren.

Und im besten Fall in Bad Salzuflen übernachten…
Welslau: Ehrlich gesagt, hat die Hotellerie anfangs nicht an ansteigende Bettenbelegungen durch den Weihnachtstraum geglaubt, insbesondere nicht an die Verlängerung über Weihnachten bis zum 30. Dezember, was sich jedoch als absoluter Volltreffer entwickelt hat. Inzwischen werden besondere Arrangements sowie Pakete für Genuss- oder Wellnesswochenenden geschnürt. Die Gäste kommen unter anderem aus dem Ruhrgebiet oder Berlin. Die Übernachtungsbetriebe sind den ganzen Dezember über voll.

Sie sind hauptberuflich Inhaber der G-M-W Werbeagentur. Können Sie sich als Geschäftsmann auch ein Stück vom Kuchen abschneiden?
Welslau: Es gibt natürlich Synergie-Effekte zwischen Werbegemeinschaft und meiner Werbeagentur. Wir organisieren, koordinieren und steuern das Marketing. Aber wir haben mit „Men at Work“ aus Lage und „Agentur Herzstück“ aus Bad Salzuflen noch zwei weitere Agenturen ins Boot geholt.

Sie denken möglichst lokal?
Welslau: Auf jeden Fall. Egal ob es um Elektro- oder Wasseranschlüsse geht, wie arbeiten immer mit örtlichen Unternehmen, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Das gilt für alle Bereiche.

Und wie sieht es unter den Beschickern aus?
Welslau:  Es gibt ein paar Einzelhändler und Gastronomen, die auch einen Stand betreiben. Das kann gerne noch mehr werden Der Betreiber der zwölf Meter hohen Pyramide ist ebenfalls Salzufler. Die meisten kommen aber zumindest aus der Region. Die heimischen Schausteller allerdings sind stark verbunden mit Kläschen in Lemgo sowie Andreasmesse in Detmold und den dortigen Märkten. 
Die haben dann für Bad Salzuflen keine Kapazitäten mehr.

Dank der hohen Besucherfrequenz klingelt es im Dezember in allen Kassen. Auch in der Kasse der Werbegemeinschaft?
Welslau: Ziel muss immer eine kostendeckende Veranstaltung sein. Die Kalkulation ist aber zunächst auf Gewinn erstellt. Vor der Pandemie konnten wir immer einen kleinen Überschuss erwirtschaften. Mit dem Geld konnten andere defizitäre Veranstaltungen wie das Bierbrauerfest gestemmt werden.

Die Organisation des Weihnachtstraums ist enorm aufwendig. Funktioniert das noch ehrenamtlich?
Welslau: Tanja Göner als 2. Vorsitzende und ich, wir stemmen das Ganze nur zu zweit und haben entsprechend viel Arbeit, sowohl mit den Vorbereitungen als auch der Umsetzung und der anschließenden Nachbereitung. Das kann nicht alles kostenfrei erwartet werden.

Welche sind die umsatzstärksten Tage in der Adventszeit?
Welslau: In jedem Fall Freitag und Samstag, da werden generationenübergreifend Geschenke eingekauft. Und besonders stark sind die beiden verkaufsoffenen Sonntage.

Machen da alle Händler mit? Auch die Filialisten?
Welslau: Es sind ausnahmslos alle solidarisch dabei. Inhaber und Filialisten ziehen an einem Strang mit gegenseitiger Rücksichtnahme und zahlen ihre Gelder. Die Innenstadt wird hier geschätzt.

2016 und 2017 ist der Salzufler Weihnachtstraum zum schönsten Weihnachtsmarkt in NRW gekürt worden. Könnte dieses Jahr das Triple folgen?
Welslau: Schön wär´s. Nur leider gibt es die Online-Plattform gar nicht mehr, auf der wir uns damals aufwendig, aber erfolgreich beworben haben. Für uns ist und bleibt der Weihnachtstraum immer der schönste, auch ohne Titel (lacht).

   

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