Lippe inside - Starke Typen
Ein Kranz für alle Fälle
Katharina Warkentin ist ein starker Typ. Eine, die für jede Gelegenheit einen Kranz hat. Sie ist Gründerin der Kranzfabrik. Damit hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sie bindet Kränze für fast jeden Anlass. Unterstützt wird sie von einer Teilzeitkraft und einer Kollegin, die auf Stundenbasis für sie arbeitet. Im Bad Salzufler Stadtteil Schötmar hat sie eine Werkstatt gepachtet.
Angefangen hat ihr Business mit dem Dekorieren von Hochzeiten. „Das ist meine Leidenschaft. Schon als Kind habe ich mein Zimmer immer umdekoriert. So hat sich aufräumen nicht wie aufräumen angefühlt, zwinkert die Firmenchefin. Später, nach der Schule, lernt sie „etwas Ordentliches“: sie wird Fleischereifachverkäuferin. Dazu haben ihr ihre Eltern geraten. Eigentlich wollte sie Floristin werden, aber da werde kein Geld verdient, so die Eltern. Achtung Spoiler: damit sollten sie kein Recht behalten. Sie fügt sich und beginnt eine Ausbildung in einem Hofladen. Die Arbeit macht nicht so richtig Freude, lediglich das Anrichten verschiedener Käse- und Wurstplatten „findet sie richtig super“. Nebenbei übernimmt sie die Dekoration verschiedener Hochzeiten. „Die erste Hochzeit war die meines Bruders. Da habe ich bereits mit 15 Jahren Deko gemacht. Doch jetzt mit 20 habe ich in der Woche in der Fleischerei gearbeitet und am Wochenende war ich auf Hochzeiten unterwegs. Das war schon hart.“ 2013 meldet sie ihr eigenes Kleingewerbe mit dem Schwerpunkt „Hochzeitsfloristik“ an. Nachts bindet sie Blumen, duscht um 5 Uhr, um dann wieder in die Fleischerei zu fahren. Ein Knochenjob ohne Privatleben. „Das große Geld habe ich aber trotzdem nicht gemacht. Es blieb nicht viel übrig“, zieht die heute 33-jährige Bilanz. 2021 wird sie schwanger und beschließt, dass sie „das mit den Hochzeiten“ nicht mehr machen möchte. Aber Leidenschaft ist Leidenschaft und im 7. Monat bastelt sie im heimischen Wohnzimmer Kränze. Sie wohnt damals in der 3. Etage und muss die ganzen Utensilien nach oben schleppen. Sie bindet 50 Kränze und bittet ihre Freundin, ein paar Fotos zu machen. Diese stellt sie auf Instagram online. Sie schickt einer Lemgoer Influencerin einen Kranz und bittet sie, ihn auf ihrem Kanal zu zeigen. „Das war der Gamechanger, anschließend kamen haufenweise Bestellungen. Meine Kundschaft ist über 30 Jahre alt und weiblich. Meine Kränze sind schon etwas teurer. Wir bewegen uns zwischen 80 und 100 Euro“. Versandt wird mit der Post. Hier hat sie sich eigens eine eigene Transportsicherung überlegt, damit die Kränze auf dem Weg zu den Kunden nicht kaputt gehen. Unterstützt wird sie von ihrem Ehemann, der von Zeit zu Zeit die Logistik übernimmt oder auch die Etiketten druckt. Mittlerweile hat sie eine Werkstatt gepachtet. „Ich wollte den Dreck, der durch das Binden entsteht, nicht mehr zu Hause haben. Kränze gibt es für fast jede Gelegenheit – zum Beispiel ganz klassisch für die Haustür, den Tisch oder der neueste Trend sind Kränze für die Wand. Die dürfen dann auch schon mal überproportional groß sein. Zur Zeit hat sie zwei Verkaufsschlager: "Winter-Wonder" und "Green-Queen". Als ihr die Bestellungen über den Kopf wachsen, holt sie sich Hilfe aus ihrem Umfeld. „Manche meiner Freundinnen können mittlerweile schönere Kränze binden, als ich“, lacht sie. Die junge Mutter kümmert sich mittlerweile um den Einkauf, das Material, die Kundenkommunikation, Fotos und den Onlineshop. Damit ist sie auch vollkommen ausgelastet.
„Als ich das Business angefangen habe, war ich der glücklichste Mensch“, fasst sie das Interview zusammen.“
Und weiter „mir ist wichtig, dass sich Jede und Jeder seiner Stärken bewusst ist. Ich konnte zum Beispiel kein Mathe und kein Physik. Dadurch habe ich mich dumm gefühlt. Heute ist mir klar, dass das nicht schlimm ist. Ich habe meine Berufung und mein Talent gefunden. Dazu möchte ich auch andere Menschen animieren. Zu mir kommen keine „Mitarbeiterinnen“, sondern Frauen, die ihrem Hobby nachgehen und dabei Geld verdienen. Auch sie seien andere Menschen geworden, seitdem sie in der Kranzfabrik angefangen haben. Zufriedener und ausgeglichener, so das Fazit.
Auf die Zukunft angesprochen, möchte die Unternehmerin in 10 Jahren 50 Mitarbeitende haben. „Nicht, um mehr Geld zu verdienen, sondern um 50 Menschen glücklich zu machen.“