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Titelthema - Leitartikel

Stimmung in der Gesundheitswirtschaft: heiter bis düster

Fachkräftemangel, Bürokratielasten und weitere strukturelle Probleme machen den Betrieben der Gesundheitswirtschaft zu schaffen. Das zeigt eine Auswertung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), für die Einschätzungen von rund 600 Unternehmen der Branche eingefangen wurden.

Die Stimmung bleibt laut DIHK-Gesundheitsreport aus dem Jahr 2023 in vielen Sektoren der Gesundheitsbranche gedämpft.

„So stuften etwa 68 Prozent der Betriebe den Mangel an geeignetem Personal als größtes Risiko für ihre Geschäfte ein – ein neues Allzeithoch.“

Am stärksten von der Personalnot betroffen sind die Unternehmen in den Gesundheits- und sozialen Diensten wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – dort bewerten 81 Prozent den Fachkräftemangel als das bestimmende Risiko. Dabei hat der demografische Wandel gleich zweifach Einfluss – zum einen durch eine schwierigere Nachwuchsgewinnung und zum anderen durch höheren Pflegebedarf aufgrund einer zunehmenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen. Mehr als die Hälfte aller Betriebe (58 Prozent) nennen außerdem die hohen Arbeitskosten als Folge der hohen Kerninflationsrate als weiteres Risiko.  Die Stimmungslage in den jeweiligen Sektoren fällt recht unterschiedlich aus. Gut ist sie in der Medizintechnik sowie der pharmazeutischen Industrie, wozu die zu Jahresmitte 2023 rückläufigen Energie- und Erzeugerpreise, aber auch die abnehmenden Materialengpässe beigetragen haben. In beiden Sektoren sind auch die Erwartungen besser als in anderen Branchen.

Dem entgegen verbessern sich die Erwartungen des Handels mit Gesundheitsgütern kaum. Hier rechnen rund ein Drittel der Unternehmen (36 Prozent) eher mit einer Verschlechterung als einer Verbesserung (12 Prozent). So sind viele Apotheken verunsichert, welche Auswirkungen die Einführung des E-Rezepts auf ihre Geschäftsentwicklung ab dem Jahr 2024 haben wird. Zudem machen ihnen weiterhin Lieferengpässe bei Arzneimitteln sowie hohe Bürokratiebelastungen zu schaffen. Auch bei den Gesundheits- und sozialen Diensten rechnen mehr Befragte mit einer Verschlechterung (30 Prozent) als mit einer Verbesserung (13 Prozent).

Zuversichtlicher zeigt sich laut DIHK-Report die Gesundheitsbranche bei den Exporterwartungen. Die Lieferketten haben sich weiterhin stabilisiert, und bestehende Aufträge können somit abgearbeitet werden. In der Medizintechnik rechnen nun 45 Prozent mit steigenden Ausfuhren. Von einem Rückgang gehen nur 15 Prozent der Unternehmen aus. 33 Prozent der Betriebe planen bis Mitte 2024 ihre Investitionen zu erhöhen, vor allem aus der industriellen Gesundheitswirtschaft. Jedes vierte Unternehmen verringert aber seine Investitionen (25 Prozent). Gerade auch im Handel mit Gesundheitsgütern schlägt sich die pessimistische Geschäftserwartung auch in den Investitionsabsichten nieder.

„Einen wirksamen Weg, die Gesundheitsbranche zu unterstützen, sieht die DIHK in der Reduzierung der Bürokratie auf das wirklich Nötigste.“

Die DIHK hatte dazu im letzten Jahr ein Impulspapier veröffentlicht, im dem sie Wege aus dem Bürokratiedschungel in der Gesundheitswirtschaft aufzeigt. Potenziale lassen sich demnach im Bereich der Forschung und Digitalisierung heben. Die Gesundheitsforschung müsse insgesamt digitaler werden; das geplante Gesundheitsdatennutzungsgesetz dürfe dabei private Unternehmen nicht gegenüber öffentlichen Forschungseinrichtungen benachteiligen. Leistungserbringer wie Krankenhäuser, Apotheken und Sanitätshäuser müssten zudem von hohen Dokumentationspflichten und kleinteiligen Berichtspflichten entlastet werden. Bislang unterschiedlichen Vorgaben der jeweiligen Krankenkassen bei der der Versorgung mit Hilfsmitteln sollten vereinheitlicht werden. EU-Vorgaben für Medizinprodukte könnten vereinfacht werden. Die DIHK schlägt weiterhin vor, die jüngsten Entscheidungen zum Wind-auf-See-Gesetz oder dem LNG-Beschleunigungsgesetz auf die Gesundheitsgüterproduktion zu übertragen.

 

 

   

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