Fokus
Die Welt prägt Lippe!
Eine Welt ohne Außenhandel? Nicht mehr vorstellbar! Die deutsche Wirtschaft ohne internationales Geschäft? Ein Desaster! Das gilt vor allem für die lippischen Unternehmen, die seit vielen Jahren auf den Welthandel setzen – mit großem Erfolg! In den letzten Jahren machen allerdings Gesetze, Bürokratie und die große Geopolitik den Firmen das Leben schwer…
Wie „einfach“ war das noch in den frühen 90ern des letzten Jahrhunderts. In Lippe dümpelte die Exportquote mit gut 20 Prozent dahin. Dass man damit mehr oder weniger Schlusslicht in NRW war, interessierte keinen. Die Unternehmen setzten überwiegend auf den (deutschen) Binnenmarkt und mischten kräftig mit beim „Aufbau Ost“. Aber irgendwann war das erledigt, neue Geschäftsfelder mussten her. Und die gab es…..nur im Ausland!
Vom Keller in die Top-Liga
Ab Mitte der 90er Jahre begann der lippische Senkrechtstart in Sachen Außenhandel. Beflügelt durch den Aufbruch vieler asiatischer Märkte und auch die absehbare Ost-Erweiterung der Europäischen Union herrschte nahezu Goldgräberstimmung. Während bis dahin eher die größeren lippischen Unternehmen in die Welt zogen, internationalisierten sich ab dann auch kleine und mittlere Firmen massiv.
Anfangs etwas hemdsärmelig, aber im Schnitt durchaus erfolgreich trug man „Made in Lippe“ in neue Märkte. Der Aufbruch hält bis heute an, kleinere Dellen (Asienkrise 1998, Weltwirtschaftskrise 2008/2009, Corona 2020/2021), trübten nur kurz die Stimmung. Innerhalb von knapp 30 Jahren hat sich die lippische Exportquote auf über 50 Prozent mehr als verdoppelt, die Auslandsumsätze haben sich etwa verfünffacht. Mit diesem Schwung hat sich die lippische Wirtschaft beim NRW-Export vom Keller in die Top-Liga katapultiert. Wie war das möglich?
Die Wirtschaft hat sich gewandelt
Die lippische Wirtschaft hat sich durch die Orientierung ins Ausland sehr verändert. Während in den 90ern noch die traditionelle Möbel- und Holzindustrie den Takt angaben, sind es heute die Branchen mit hoher Auslandsaffinität. Und im Ausland erfolgreich ist, wer innovative und hochwertige Produkte hat. Die Elektrotechnik hat das in Lippe besonders gut verstanden. Sie ist heute die mit Abstand dominierende Branche und steht für über 60 Prozent des lippischen Exportvolumens. Aber auch z. B. der lippische Maschinenbau und die Chemieindustrie sind international super im Geschäft – und würden ohne die Welt ein Nischendasein führen! Insgesamt hat Lippe über 500 Firmen mit regelmäßigen Auslandskontakten.
Das Geschäft macht übrigens bei „simplem“ Export oder Import schon lange nicht mehr halt. Viele lippische Mittelständler haben mittlerweile eigene Büros in wichtigen Ländern. Immer häufiger sind auch eigene Produktionsstätten angesagt, z.B. wenn man als Zulieferer für größere Unternehmen im Geschäft bleiben will. Oder wenn man auf Handelsbarrieren trifft in Ländern, die auf „local content“ setzen. Das alles erhöht den Druck zur Internationalisierung. Wer diesen Zug ins Ausland verpasst, ist schnell auch in der Heimat abgehängt.
Die Unternehmen haben sich professionalisiert
Wer weltweit erfolgreich mitspielen will, muss Einsatz zeigen. Personal, Kapital, Zeit und Wissen sind nötig. Einiges davon wurde anfangs unterschätzt, aber inzwischen herrscht in Lippe Realismus. Auch kleinere Unternehmen agieren mittlerweile mit viel Routine beim „worldwide business“ und haben gelernt - teils auch durch schmerzhafte Erfahrungen.
Zum Lernprozess gehört auch der Aufbau von Kompetenz bei der Geschäftsabwicklung. Und die wird nicht nur durch die Kenntnis über Märkte und Kulturen bestimmt, sondern auch durch die Abwicklung komplexer „Formalien“. Aus- und Einfuhrbestimmungen, Zollrecht, Sanktionen und Handelshemmnisse, Ursprungs- und Präferenzrecht sind nur einige Wegbegleiter im weltweiten Handelsdschungel.
Bundespolitik und EU setzen da gern noch einen drauf. CBAM, Lieferkettengesetz, Frachtkontrollsysteme, Berichts- und Dokumentationspflichten sind nur einige Schlagworte, die Unternehmen manchmal auf die Palme bringen. Und wer glaubt, sich innerhalb der EU geschäftlich frei bewegen zu dürfen, der hat noch nichts von „Mitarbeiterentsendung“ gehört.
Wie hilft die IHK?
Wie in vielen Handlungsfeldern unterstützt die IHK ihre Mitgliedsunternehmen auch beim Auslandsgeschäft nach Kräften. Das tut sie schon immer im „Pflichtbereich“, also bei den gesetzlich geregelten Dokumenten wie Ursprungszeugnissen, Carnets & Co., Beratung inklusive. Die IHK ist aber auch mit vielen freiwilligen Leistungen aktiv, allen voran der umfassenden Beratung über das ganze „Drumherum“ beim Außenhandel. Dazu zählen Infos zum Zollrecht, zur Ein- und Ausfuhr, zur Exportkontrolle, zu Sanktionsregeln und vieles mehr. Dieser Beratungsblock spielt für die Firmen eine immer größere Rolle – und damit auch für die IHK. Übrigens gibt es zu diesen Themen regelmäßige Weiterbildungs- und Seminarmöglichkeiten bei der IHK Lippe, über 60 waren es allein 2023.
Infos zu einzelnen Märkten gibt es natürlich ebenfalls bei der IHK – auch wenn das Internet als Informationsquelle diesen „Job“ inzwischen relativiert. Was das Netz dagegen weniger fördert sind Begegnungen. Die gibt´s über die IHK, z. B. persönliche Beratungsgespräche und Veranstaltungen mit Marktexperten. Das nutzen nicht nur Neulinge im Auslandsgeschäft gern. Und noch etwas: in einer zunehmend transparenten Welt sind manchmal das persönliche Miteinander und das Lernen voneinander das Zünglein an der Waage. Hier ist der „Exportstammtisch“ der IHK eine gute Möglichkeit, Netzwerke zu knüpfen und sich auszutauschen.
Versuchen Sie´s!