Titelthema - Leitartikel
1.246 Quadratmeter
Unterschiedliche Nutzungsansprüche auf einen begrenzten Raum zu organisieren, ist Aufgabe von Planung. Von der Raumordnung, über die Landes- und Regionalplanung, bis hin zur kommunalen, so genannten Bauleitplanung, geht es genau darum: Flächen für verschiedenste Nutzungen vorzuhalten, Nutzungsansprüche der verschiedenen Akteure mit- und gegeneinander abzuwägen, Natur und Landschaft zu schützen und zugleich dort, wo Eingriffe passieren, für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu sorgen.
Wie wird Lippes Fläche genutzt?
Blickt man nach Lippe wird schnell klar, wir sind ein Industriestandort in einem ländlichen Umfeld. Über 80 Prozent des Kreisgebietes ist von Vegetation bedeckt. Dazu zählen Fläche für die Landwirtschaft (48,9 Prozent), Waldgebiete (29,8 Prozent) aber auch weitere Naturräume wie beispielsweise Gehölzflächen (2,8 Prozent). Auffällig ist, dass Wirtschaft vor Ort lediglich auf 1,8 Prozent der Gesamtfläche passiert. Darin involviert sind Bereiche für Industrie- und Gewerbe (1,1 Prozent) sowie Flächen für Handel, Dienstleistungen und sonstige Wirtschaftsbetriebe (0,7%). Der schon sehr kleine Flächenanteil der lippischen Wirtschaft ist im Vergleich zum Land NRW geringer (3 Prozent).
«Typisch für die Region ist der hohe Anteil an familiengeführten kleinen und mittelständischen sowie wenigen größeren Unternehmen.
Wichtige Industriebranchen sind die Elektrotechnik, die Möbelherstellung, die Holzbe- und -verarbeitung, der Maschinenbau sowie die Kunststoffindustrie. Es gibt zahlreiche "Hidden Champions", die mit ihren Produkten Technologie- oder Weltmarktführer sind. Nach großflächigen Industriebrachen sucht man in Lippe vergebens.
Welche Herausforderungen gibt es?
Eine Vielzahl der lippischen Unternehmen sind auf Grund ihrer auf den Nahbereich orientierten Einzugsbereiche und der lokalen Verwurzelung stark an ihren Standort gebunden. Umso wichtiger sind daher für sie die Rahmenbedingungen vor Ort, sei es beispielsweise bei der Infrastruktur oder der Flächenverfügbarkeit. Genau an dieser Stelle treten in Lippe räumliche Ungleichgewichte auf, die es gilt mit Hilfe von Planung clever entgegenzuwirken. So weist der jüngst beschlossenen Regionalplan für Ostwestfalen-Lippe zurecht darauf hin, dass der Planungsraum heterogen und vielfältig ist und die zukünftige Aufgabe darin besteht, die Besonderheiten der einzelnen Teilräume zu berücksichtigen.
Was ist besonders an Lippe?
Während der Westen sowie das Zentrum Lippes über die Bundesstraßen aber auch die Schienenwege gut angebunden sind, verfügen Kommunen im lippischen Osten über eine eher schlechte überregionale Anbindung. Die Fahrzeit zu den großen Autobahnanschlüssen betragen oftmals bis zu einer Stunde. Dies führt zunehmend zu Logistikproblemen bei den ansässigen Unternehmen und erschwert Neuansiedlungen. Eine Ausnahme sind Schieder-Schwalenberg und Lügde. Dank der S-Bahnlinie 5 sind sie direkt an die Oberzentren Paderborn und Hannover angebunden.
«Die Vorteile beim Verkehr bildet sich in der Siedlungsstruktur ab.
So weist Lippe in einem großen Teil ländliche Raumstrukturen auf, die durch bestimmte Siedlungscluster, vor allem entlang der Hauptverkehrsachsen vornehmlich im Westen und dem Zentrum durchbrochen werden. Demnach entfalten Kommunen durch die Nähe zur A2 oder den Bundesstraßen 239, 238, 66, 1 und der Ostwestfalenstraße Vorteile gegenüber dem vielfach ländlich geprägten Osten.
Auch eine heterogene Bevölkerungsentwicklung beeinflusst die Region. Nach Berechnung des statistischen Landesamtes NRW nimmt schon heute in vielen Kommunen die Bevölkerung ab. Im Vergleich zu 2015 verzeichneten 2020 die Hälfte der lippischen Kommunen einen Rückgang. Während im Westen sowie im Zentrum die Bevölkerung stagnierte und teilweise sogar leicht anstieg, ging sie in den östlichen Kommunen flächendeckend zurück. In den folgenden Jahrzehnten bis 2042 sind für 14 der 16 Kommunen Bevölkerungsverlust prognostiziert, auch hier mit deutlichem West-Ost-Gefälle. Hinzu kommt eine Überalterung der Bevölkerung vor Ort.
Worauf wird es ankommen?
«Damit Lippe auch in Zukunft eine wachstumsstarke Industrieregion bleibt, müssen die sich entwickelnden Betriebe in allen Teilräumen die Chance haben, marktgerechte Flächen vorzufinden.
Hierbei kommt der Regionalplanung ein Schlüsselrolle zu. Sie steuert die Siedlungsentwicklung durch verbindliche Standortvorgaben und Flächenkontingente für Wohnen und Wirtschaften. Dabei verfolgt sie das Ziel, die Siedlungsentwicklung auf geeignete und möglichst konfliktarme Standorte zu lenken und zugleich für die nachfolgende Planungsebene ein großes Maß an Flexibilität bei der Umsetzung sicherzustellen.