Fokus
Mehr Handeln, weniger Berichten
Vorbeugen, Informieren, Vernetzen. Mit diesem Dreiklang unterstützt die IHK die Unternehmen dabei, die nachhaltige Transformation anzupacken. Es gibt viel zu tun. Es gilt, nicht nur den zunehmenden Regelungsdschungel zu bewältigen, sondern die anstehenden Probleme auch tatsächlich anzugehen und ins Handeln zu kommen. Und dabei wettbewerbsfähig zu bleiben.
Klimawandel, Biodiversitätsverlust, schwindende Ressourcen,… die Herausforderungen sind riesig. Die Europäische Kommission hat sich dazu in der letzten Legislatur große Ziele gesetzt: Mit dem Green Deal sollte langfristig die rechtliche und finanzielle Grundlage für die nachhaltige Transformation der europäischen Wirtschaft gelegt werden. Eine ganze Flut von Regelungen, zum Beispiel zur Sustainable Finance, zur Nachhaltigkeitsberichterstattung oder zur Kreislaufwirtschaft sind in langwierigen Abstimmungsprozessen auf den Weg gebracht worden.
Vorbeugen: Einfluss nehmen
Mittendrin die IHK Lippe. Denn im Rahmen der zahlreichen Konsultationen der EU-Kommission bringt sie sich regelmäßig in die Stellungnahmen der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ein. „Wir bohren in Brüssel dicke Bretter. Aber mittlerweile werden gerade unsere Hinweise zur drohenden Überlastung der Unternehmen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Taxonomie gehört“, weiß IHK-Geschäftsführer Matthias Carl. So habe die IHK bei der Taxonomie erfolgreich auf kaum umsetzbare und widersprüchliche Anforderungen im Bereich der „Do Not Significant Harm Kriterien“ (DNSH) für nachhaltige Produkte hingewiesen. Auch seien zahlreiche Anforderungen in den Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung entschärft oder mit Übergangsfristen belegt worden.
„Die Regelungen sind auch in ihrer jetzigen Form zu komplex“, kritisiert Carl. Sie belasteten die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft. Das scheine die EU-Kommission aber inzwischen verstanden zu haben. Das zeigen die Aufträge („Mission Letters“) von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an ihre künftige Kommissar:innen. IHKs und DIHK werden weiterhin intensiv daran arbeiten, den Fokus der Kommission stärker auf die Umsetzung sinnvoller und effizienter Maßnahmen zu richten. „Wir müssen aufhören, die knappen Ressourcen in den Unternehmen durch Bürokratie zu verschwenden und ins Handeln kommen“, fordert Carl.
Information wird immer wichtiger
Die Unternehmen müssen nicht nur zahlreiche neue Regelungen kennen und erfüllen. Sie stehen auch vor der Herausforderung, in energieeffiziente und CO2-arme Prozesse zu investieren, kreislauffähige Produkte und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln und dabei international wettbewerbsfähig zu bleiben. Darüber informiert die IHK regelmäßig in Online- und Präsenzveranstaltungen, im Internet und im IHK-Magazin. Ein weiteres wichtiges Medium ist der Newsletter „Umwelt, Energie, Arbeitsschutz“. Er informiert interessierte Unternehmen monatlich über aktuelle Rechtsänderungen, Veranstaltungen, Studien und Forschungsergebnisse sowie Förderprogramme.
Neben der Beratung am Telefon oder per E-Mail bietet die IHK kleinen und mittelständischen Unternehmen eine individuelle Erstberatung zu Themen wie CO2-Bilanzierung, Nachhaltigkeitsberichterstattung, Energieeffizienz oder Fördermittel an. „Wir kommen dabei gerne ins Unternehmen, um die Anforderungen vor Ort besser einschätzen zu können“, erläutert Carl.
Im Netzwerk schneller schlauer
CSRD, CSDDD, CBAM, ESRS, EUDR, VSME, EDLG, EnFG, EnEfG, GEG, Abwärmeplattform … Nur absolute Experten blicken noch durch, wenn es um die vielen Anforderungen für Unternehmen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Energie geht. Deswegen war der Austausch in Netzwerken aus Sicht der IHK schon immer gut, wird aber auch immer wichtiger.
So ist die IHK Lippe schon lange Partner der Lernenden Energieeffizienz-Netzwerke in OWL. Aktuell startet gerade wieder ein neues Netzwerk, das vom Verein Energie Impuls OWL e.V. gemanagt wird. Seit 2022 betreibt die IHK gemeinsam mit der IHK Ostwestfalen das Unternehmensnetzwerk „gemeinsam klimaneutral 2030“.
„Hier tauschen wir uns mit 80 Unternehmen über Wege und Maßnahmen zur Klimaneutralität aus“, berichtet Carl. „Interessierte weitere Unternehmen aller Branchen und Größe sind jederzeit willkommen.“ Im Spätherbst schließlich werde gemeinsam mit anderen Partnern ein Industrie-Netzwerk zur nachhaltigen Transformation und zirkulären Wertschöpfung gegründet.
Das Mitmachen in einem Netzwerk lohnt sich nach Einschätzung von Carl gleich dreifach: Die Unternehmen erhalten Zugang zu hochkarätigen
Expert:innen. Sie lernen von den guten Umsetzungsbeispielen, aber auch den Fehlern anderer Unternehmen. Und sie können eigene Projekte deutlich effizienter und schneller umsetzen.