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Wirtschaft unter Druck – Kurswechsel dringend notwendig!

An der aktuellen Konjunkturumfrage haben sich 180 Unternehmen beteiligt. Das Ergebnis: Die Stimmung ist schlecht. Das Geschäftsklima sinkt von 95 auf 90 Punkte.

62 Prozent der lippischen Industrieunternehmen bezeichnen ihre derzeitige Geschäftslage als schlecht.
Das ist ein um 11 Prozent schlechterer Wert als im Frühjahr und insgesamt ein Negativrekord. Die hohen Kosten für Personal, Material und Energie sowie die schwache Nachfrage im In- und Ausland belasten die Industrie schwer. Die Perspektive fehle.

Im Handel wirkt sich die schwache Konjunktur durch Kaufzurückhaltung aus. 
Aufgrund der anhaltend schlechten Wirtschaftslage und unruhigen politischen Zeiten vergäben Firmenkunden Aufträge zögerlicher und Verbraucher:innen sparten vermehrt Geld, anstatt dieses auszugeben. Fehlendes Personal und eine hohe Abgabenlast werden als weitere Gründe genannt. 54 Prozent der Unternehmen vermelden eine schlechte Geschäftslage (+26 Prozent).

Der Dienstleistungssektor beurteilt die Lage nach vier Rückgängen in Folge hingegen besser. 
Die Branche schafft es offenbar, höhere Preise an die Kund:innen weiterzugeben ohne diese abzuschrecken. Aufträge seien (noch) vorhanden, doch der steigende Umsatz werde von den noch stärker steigenden Kosten eingeholt. Eine schlechte Lage geben ent­sprechend 17 Prozent an (-6 Prozent).

Die Geschäftslage im Gastgewerbe fällt leicht schlechter aus. 
Die Mehrwertsteuererhöhung, der Mindestlohn, allgemein steigende Kosten und Planungsunsicherheit sind die Gründe für den Stimmungsrückgang. Die Branche kämpft zudem händeringend um Personal. Als Konsequenz daraus seien viele Betriebe gezwungen, Öffnungszeiten anzupassen und/oder das Angebot einzuschränken. Eine „schlechte“ Konjunkturnote vergeben 21 Prozent (+1 Prozent).

Welche Konsequenzen ziehen die Unternehmen?
Als Reaktion auf die konjunkturelle Schwäche plant mehr als die Hälfte der Betriebe Maßnahmen zur Rationalisierung, Automatisierung und Digitalisierung (51 Prozent). Um auf gestiegene Kosten zu reagieren, werden voraussichtlich 34 Prozent der Unternehmen die Preise weiter erhöhen. Positiv: 31 Prozent wollen ihre Innovationskraft erhöhen und 29 Prozent neue Märkte erschließen. 
Im Dienstleistungssektor, Handel und Gastgewerbe wird ein Fünftel als Reaktion auf fehlendes Personal vor­aussichtlich die Öffnungs­zeiten reduzieren. „Kurz­arbeit“ geben insgesamt 15 Prozent als Konsequenz auf den schwachen Auftragseingang an.

Erfreulich ist, dass für 75 Prozent der Unternehmen die Finanzlage unproblematisch ist (+6 Prozent). 
21 Prozent leiden unter Liquiditätsengpässen (+13 Prozent). 15 Prozent der Unternehmen kämpfen mit einem Eigen­kapitalrückgang (-7 Prozent). 

Hauptmotiv für Investitionen bleibt der Ersatzbedarf mit 71 Prozent (+2 Prozent).
Erfreulich ist, dass 42 Prozent der Unternehmen in Produktinnovationen investieren wollen (+8 Prozent). Reine Investitionen in Rationalisierungsmaßnahmen streben hingegen 36 Prozent an (-4 Prozent). Nur ein gutes Fünftel plant, die betrieblichen Kapazitäten auszuweiten (-3 Prozent). Und nur noch 14 Prozent investieren in Maßnahmen zugunsten des Umweltschutzes (-2 Prozent).
Aufgrund der anhaltend schwachen Konjunktur planen nur knapp 10 Prozent der Unternehmen in Lippe innerhalb eines Jahres Arbeitsplätze zu schaffen (-2 Prozent gegenüber Frühjahr 2024).

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und einer konjunkturellen Trendwende hält die Mehrheit der Unternehmen an ihren Beschäftigten fest: 
So soll die Zahl der Mitarbeitenden bei 57 Prozent gleichbleiben (-11 Prozent). 
Allerdings wird ein Drittel das Personal vermutlich reduzieren (+13 Prozent), um sich an die schwache Auftragslage anzupassen.

   

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