Lippe Wissen und Wirtschaft

Standpunkt

Mutig sein

Windkraft – Nein danke? Doch!

Quasi 5 vor 12 hat der Kreis Lippe seine ablehnende Haltung gegenüber sieben Wind­energieanlagen auf der Gauseköte revidiert. Aber erst auf Druck des Oberverwaltungsgerichts in Münster. Dessen Einschätzung ist richtig. Die Gründe für die Ablehnung waren kaum nachvollziehbar. Schlecht für das Vertrauen in die Entscheidungen des Kreises. Aber gut für die Wirtschaft!

Die Industrie wird ihre Prozesse zunehmend elektrifizieren, die Elektromobilität wird an Fahrt gewinnen und die Wärmepumpe in den Haushalten Erdgas und Heizöl ablösen. Wir brauchen also mehr und vor allem kostengünstigen Strom. Aus Photovoltaik, aus Biomasse, aus wasserstoff-betriebenen Kraftwerken – und aus Windenergie.

Aus Sicht der IHK macht es viel Sinn, Wind­energieanlagen an Standorten zu bauen, an denen sie hohe Stromerträge bringen, naturverträglich sind und wenig Menschen stören. Zum Beispiel auf vorgeschädigten Waldflächen. Das sieht die Bezirksregierung leider anders. Im gerade beschlossenen „Teilplan Wind des Regionalplans Ostwestfalen-Lippe“ wird es weder im Wald noch in Bereichen zum Schutz der Natur Vorrangflächen für Windenergie geben. Die Folge: In Lippe gibt es kaum neue Potenzialflächen. Dabei brauchen wir gerade in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen und geopolitischen Situation Investitionen in eine nachhaltige Energie­erzeugung – und das schnell.

Einen Ausweg aus dem Dilemma gibt es. Die Kommunen können „Positivplanungen“ vornehmen. Dann wäre auch Windenergie auf geschädigten Waldflächen drin. Oder in der Nachbarschaft von Gewerbegebieten, was den Charme hätte, dass die Netzentgelte entfallen könnten. Bis zum Jahresende wird da aber nicht viel passieren. Denn vor der Kommunalwahl wird kaum ein Bürgermeister das heiße Eisen Windenergie anpacken.

Spätestens nach der Kommunalwahl im Herbst brauchen wir mutige Entscheidungen – in den Städten und Gemeinden. Für die Positivplanung von Windenergieanlagen, für eine wettbewerbsfähige Energieversorgung, für den Wirtschaftsstandort Lippe.

   

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