Lippe Wissen und Wirtschaft, Ausgabe 1/2022DruckenZurück


Lippe inside - Starke Typen

Bernd Stracke | pro office Büro + Wohnkultur | Lemgo | www.prooffice.de

Jenseits von Afrika

Bernd Stracke ist ein starker Typ. Einer, der fest im Sattel sitzt. Der 60-jährige ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und einer der drei Geschäftsführer von pro office Büro + Wohnkultur aus Lemgo. Rund 200 Mitarbeitende zählt pro office an insgesamt 11 Standorten.

Der damals 28-jährige Bernd Stracke gründet 1990 mit Roland Fellmer und Michael Kahl die pro office Büro + Wohnkultur GmbH in Lemgo. Die drei haben sich auf den Verkauf von Büroeinrichtungen spezialisiert. Weitere Standorte kommen schnell hinzu. Die Administration läuft von Lemgo aus. „Wir möchten ein Umfeld schaffen, in dem die Menschen gerne arbeiten und sich wohlfühlen. Es reicht nicht, die schönsten Möbel in ein Büro zu stellen ohne ein vernünftiges Konzept.“ Mit der sich wandelnden Arbeitswelt entwickelte sich auch pro office weiter. Inspiriert durch einen Vortrag erarbeitet Stracke mit seinen Geschäftspartnern und den Mitarbeiter:innen ein Unternehmensleitbild und führt eine Feedbackkultur ein.

Ganz oben auf der Agenda steht Vertrauen.

„Das ist das A und O. Ohne dem geht es nicht“. Bis 2017 wird kräftig expandiert.

„Wir könnten jeden Monat einen neuen Standort eröffnen weil viele Mitbewerber in den Ruhestand gehen und keine geeigneten Nachfolger finden. Das ist einer der Gründe, warum wir uns frühzeitig Gedanken gemacht haben. Schließlich stehen unsere Kinder bereits in den Startlöchern.“ Gemeint sind die Kinder und Schwiegerkinder der drei Partner. Sie sind bereits seit einigen Jahren im Unternehmen und lernen das Geschäft „von der Pike“ auf“, freut sich Stracke.

Die jungen Leute verstehen sich gut. Die „Alten“ befinden sich jetzt auf der Zielgeraden des selbstgesetzten Zeitstrahls. „Irgendwann ist Schluss. Das haben wir für uns beschlossen. Bereits vor fünf Jahren haben wir mit Hilfe einer externen Moderation begonnen, die Nachfolge zu regeln. Wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, werden wir den jungen Leuten auch nicht mehr reinreden.

Doch was war jetzt eigentlich mit Afrika? Es ist 2019 als Bernd Stracke beschließt, sich seinen Traum zu erfüllen. Der begeisterte Motorradfahrer hat auf dem Bock bereits weite Teile Europas bereist. Zum Teil auch alleine. „Wenn man so unterwegs ist, ergeben sich vielmehr Möglichkeiten, Menschen kennenzulernen. Mit meinem Freund Olli aus Lage sollte nun eine größere Reise unternommen werden. Olli lebt und arbeitet mittlerweile in Südafrika und organisiert geführte Reisegruppen. „Erst wollte ich ein ganzes Jahr fahren. Doch das haben mir meine beiden Kompagnons nicht erlaubt“, erklärt Stracke mit einem Augenzwinkern. „Geeinigt haben wir uns auf drei Monate. In echt sind es dann aber genau 100 Tage geworden. Und nicht einen Tag davon möchte ich missen.“ Die Reise beginnt im August in Kapstadt und führt quer durch Südafrika. Für ihn ist es ein schönes, einfaches Leben – mal schläft er im Zelt auf dem Dach, ab und an auch in einer Lodge. Nach einer Safari mit Olli, Freundin Bärbel und zwei Freunden aus Detmold geht es für ihn weiter nach Mosambik, Simbabwe und Botswana. Im November begleitet er Olli und eine Reisegruppe durch die Wüste von Namibia, auf der Suche nach den letzten Wüstenelefanten. Am Ende stehen 12.000 Kilometer auf dem Tacho und ebenso viele Erfahrungen. „Es ist eine unwahrscheinlich tolle Zeit gewesen. Man wird demütig, gerade wenn man sieht, unter welchen Bedingungen die Menschen in vielen Teilen von Afrika leben. Sie haben wenig, sind aber glücklich. Oft haben wir uns mit anderen Reisenden zusammengetan und in Flüssen gewaschen. Wir haben uns flache Gewässer ausgesucht und Wachen aufgestellt, die nach Krokodilen Ausschau gehalten haben. Der pure Luxus war für uns, wenn wir eine einfache Dusche hatten.“

„Die Reise hat mich ziemlich geerdet. Ich bin immer von freundlichen Menschen empfangen worden. Ich habe Vertrauen in das Land und die Leute gehabt. Nie wollte man mir etwas stehlen. Oder doch: Ich musste höllisch auf meine Badelatschen aufpassen, die ich von außen an meinen Rucksack gehangen habe. Die Einheimischen haben nicht verstanden, warum ich ein weiteres Paar neben meinen Motorradstiefeln habe. Das war für sie unbegreiflich. Sie besitzen schließlich kein einziges Paar Schuhe.

Auf seine Pläne angesprochen antwortet Stracke, dass er gerne noch einmal mit dem Motorrad eine größere Reise unternehmen möchte. Oder mit dem Wohnmobil. Oder mit beidem.