Lippe Wissen und Wirtschaft, Ausgabe 1/2022DruckenZurück


Titelthema

stehen alle Türen offen

Den Besten der Besten

„Wir haben in Lippe kein Öl und kein Gold. Unsere Schätze stecken in den Köpfen der Menschen.“ Ein besseres Kompliment hätte Dr. Axel Lehmann wohl nicht aussprechen können. Lippes Landrat gehörte zu den ersten Gratulanten bei der IHK Bestenehrung, die nach zweijähriger Zwangspause endlich wieder in Präsenz im Sitzungssaal der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold stattfinden konnte.

Die Verantwortlichen der IHK strahlten mit den Bestprüflingen sowie deren Angehörigen um die Wette. Allen voran Haupt-Organisator Michael Wennemann, im Hause zuständig für den Bereich Aus- und Weiterbildung. Als bestens aufgelegter Moderator des Abends übertrug er seine Begeisterung in launiger Manier auf die zahlreichen Gäste.

„Es ist so schön, mit einer gewissen Leichtigkeit diese Veranstaltung durchführen zu können“, begrüßte auch Stefan Sievers die Anwesenden.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer lobte die zu Ehrenden für ihren Fleiß, ihr Durchhaltevermögen und die nötige Leidensfähigkeit. „Sie alle haben ihre Ausbildung knallhart durchgezogen, einen wichtigen Pflock auf ihrem Berufsweg eingeschlagen und können nun die Früchte ernten“, richtete Sievers seine Wort an die Besten der Besten. Knapp 1.500 Abschluss-Prüfungen in gewerblich/technischen und in kaufmännischen Ausbildungsberufen hat die Industrie- und Handelskammer im Jahr 2022 abgenommen. Die 35 Prüfungsbesten ihres jeweiligen Ausbildungsberufs sowie die vier Prüfungsbesten der Fortbildungsprüfungen erhielten beim Festakt aus den Händen von Stefan Sievers sowie IHK-Präsident Volker Steinbach eine Ehrenurkunde samt Kristalltrophäe. „Sie alle haben herausragende Ergebnisse erzielt. Best-Prüflinge – dieses Wort muss man sich auf der Zunge zergehen lassen“, stellt Volker Steinbach die Bedeutung heraus. „Die heimische Wirtschaft benötigt dringend gut ausgebildete Fachkräfte. Und hier kommen Sie nun ins Spiel“, machte der erfahrene Unternehmer deutlich. „Mit Ihren überdurchschnittlichen Top-Abschlüssen stehen Ihnen alle Türen offen.“ Leider habe sich noch nicht herumgesprochen, dass diese Abschlüsse den akademischen in nichts nachstehen. „Zukünftig werden Fachleute mit abgeschlossener Ausbildung fehlen. Nicht Akademiker“, richtete Steinbach seinen Blick auf die Partner des dualen Systems, die Betriebe sowie Berufskollegs und schickte für deren Einsatz ein großes Dankeschön hinterher. Als Vater könne er sich folgenden Hinweis nicht verkneifen, kündigte Volker Steinbach schmunzelnd einen in Gedanken erhobenen Zeigefinder an: „Sie können sich nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. Aber Sie müssen sich auch nicht sorgen, denn Sie bringen die besten Voraussetzungen mit, um sämtliche Hürden zu meistern.“ Und auch Landrat Dr. Axel Lehmann zeichnete eine rosige Zukunft für den Nachwuchs. „Die Baby-Boomer gehen bald in Rente und es rücken zu wenig junge Menschen nach.“ Umso wichtiger sei es, dass diejenigen, die nachrücken, hochmotiviert und qualifiziert sind. „Bleiben Sie bitte so zielgerichtet wie bisher. Und bleiben Sie im besten Fall direkt hier in Lippe“, warb Lehmann in eigener Mission.

Einige der Geehrten leuchten in ihrem Fachbereich nämlich auch über die Region hinaus und tragen zusätzlich den Titel „Landesbeste/r“. Dazu gehört unter anderen Daniel Schubert, der als einziger in Lippe beeindruckende 99 Punkte in seiner Abschlussprüfung erreichen konnte. Der junge Mann hat den Beruf des Fachinformatikers bei der Firma Phoenix Contact in Blomberg erlernt.  Mit 98 Punkten hat auch Stefanie Teichrib zu den Sternen gegriffen. Wie viel Selbstbewusstsein die 22-Jährige im Rahmen ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement erlangt hat, wurde deutlich, als sie mutig ans Rednerpult trat, um den Festvortrag zu halten. Dass sie bei dem Einblick in ihren erlernten Beruf stets von „wir“ sprach, zeigte die innige Verbundenheit zu „ihrem“ Arbeitgeber. „Meine Kollegen sind mir im Laufe der Zeit sehr ans Herz gewachsen“, verriet Stefanie Teichrib, die inzwischen als Sachbearbeiterin im Zählerwesen bei den Lemgoer Stadtwerken tätig ist. Mit überholten Klischees und abwertenden Tätigkeitsbezeichnungen wie „Tippse“ oder „Bürodrachen“ müsse dringend aufgeräumt werden, so die junge Frau. Sie würde sich und ihre Berufskollegen eher als Multitalente beschreiben, die stets einen kühlen Kopf bewahren und alles im Griff haben. „Oder als Wunderwaffe“, verwies Stefanie Teichrib augenzwinkernd auf ein Bild von „Miss Moneypenny“, ohne die auch ein Top-Agent wie James Bond aufgeschmissen gewesen wäre.

Für den passenden musikalischen Rahmen sorgte der Pop-up-Chor der Hochschule für Musik unter der Leitung von Professorin Anne Kohler. Das preisgekrönte a-capella-Vokalensemble, das bereits als Background-Chor der Rolling Stones aufgetreten ist, leitete schwungvoll in den abschließenden, informellen Teil am Buffet über.