Lippe Wissen und Wirtschaft, Ausgabe 1/2022DruckenZurück


Lippe inside - Starke Typen

Gekommen, um zu bleiben

Gabi Ackermann, Detmolder Fass

Gabi Ackermann ist ein starker Typ. Ein Genuss-Typ. Denn diesen verkauft sie in ihrem Geschäft „Detmolder Fass“ in der Detmolder Innenstadt. Der Name ist Programm, hier gibt es alles abgefüllt in mitgebrachten Flaschen oder in hübschen Schmuckfläschchen. Es gibt eine Auswahl von Weinen, Whiskys und alten Bränden sowie Essige, Öle und Gewürze. Neben der Geschäftsführerin arbeiten vier weitere Mitarbeiterinnen in dem Genusstempel. Zu dem Geschäft gekommen ist die 57-jährige „durch reinen Zufall.“ Übernommen hat sie es zwischen „Tür und Angel“. Tür und Angel meint damit Deutschland und Südafrika. Denn bis zu dem Zeitpunkt der Übernahme lebt die Geschäftsfrau mit ihrem Partner in Kapstadt. 

Ihre Ausbildung hat sie bei den Vogelsänger-Studios absolviert. 

„Ihre große Leidenschaft ist das Reisen. „Essen, Trinken und Urlaub. Dafür bin ich immer zu haben.“

Sie heiratet und adoptiert mit ihrem Mann ein Baby aus Brasilien. Vier Monate lebt das Paar in Südamerika, um die Formalitäten zu erledigen. Wieder zurück in Deutschland lassen sie sich scheiden. Ackermann, mittlerweile wieder neu liiert, geht mit ihrem Partner nach Kapstadt. Dort leiten die beiden 15 Jahre lang ein Guesthouse. Einmal im Jahr kommt das Paar für einige Monate nach Deutschland. „Meist immer im Sommer. Wir treffen Freunde und ich kümmere mich um meine Eltern.“ Aber in den letzten Jahren zieht es sie auch im Winter nach Deutschland. Hier haben es ihr die Weihnachtsmärkte angetan. In Kapstadt bei 30 Grad kommt das weihnachtliche Gefühl nicht so gut auf. Ich mag die Gerüche und den ganzen Klimbim drumherum.“ Aber zum Jahreswechsel ist sie wieder in Kapstadt. “Es ist doch viel schöner im Bikini Silvester zu feiern“, verrät sie mit einem Zwinkern.

„Ich erinnere mich noch ganz genau. 2015 war ich wieder in Detmold und auf der Suche nach einem Geschenk. Da bietet sich das Detmolder Fass an. Ich finde den Laden super und mit der Besitzerin, Wilma Sitterle Förster, verstehe ich mich sehr gut. Die Chemie hat sofort gestimmt. Aus einer Laune heraus habe ich gesagt, wenn sie den Laden abgeben möchte, dass ich ihn ihr sofort abkaufen würde.“ Doch es gab bereits einen anderen Kaufinteressenten. Dieser springt jedoch kurz vor der Übernahme ab. Im März 2016 meldet sich Wilma Sitterle Förster und fragt, ob Gabi Ackermann immer noch Interesse habe. Die sitzt praktisch auf gepackten Koffern, da sie Ostern wieder nach Deutschland reisen wollte. Zwischen Anruf, Flug und Kaufabwicklung liegen nur ein paar Tage aber nicht eine Sekunde des Zögerns.

„Wenn man bedenkt, dass ich in Deutschland kein Konto hatte, ist das schon Wahnsinn. Die Bank unterstützt sie. „Den Laden kenne ich. Der läuft gut“, fasst der Bankberater zusammen. Keine zwei Monate später übernimmt sie am 16.06.2016 das Detmolder Fass. Und fuchst sich richtig ein: Unterstützt von den Mitarbeiterinnen „die sind wirklich große Klasse“ studiert sie Inhaltsstoffe, probiert alles, setzt sich mit gesetzlichen Regelungen auseinander und hört gut zu. Die leidenschaftliche Hobbyköchin ist voll des Lobes für ihre tolle und treue Kundschaft, die gute Lebensmittel zu schätzen weiß. Was sie besonders freut: „Immer mehr junge Menschen kommen zu mir, um sich eine gute Flasche Wein zu gönnen.“

Seitdem sind über sechs Jahre vergangen. Und sie hat bis heute nicht einen einzigen Tag bereut. „Es hat alles gepasst.“ Nach der stressigen Weihnachtszeit kehrt etwas Ruhe in das Delikatessengeschäft in der Exterstraße ein. Zeit, sich in etwas wärmeren Gefilden die Akkus aufzuladen. Denn Reisen steht bei ihr immer noch hoch im Kurs. Dann setzt sie sich in den Flieger und besucht für zwei, drei Monate ihre alten Freunde in Südafrika. Ein Traum wäre es noch, die Cook Islands im Südpazifik zu besuchen. „Es gibt so viel zu sehen auf der Welt.“

Eine weitere Filiale zu eröffnen, stand nie im Raum, hier verfolgt sie einen Rat ihres mittlerweise verstorbenen Vaters „Mach lieber ein Geschäft gut, bevor du sonst nirgendwo richtig bist.“