Lippe Wissen und Wirtschaft, Ausgabe 1/2022DruckenZurück


Titelthema

Was ist aus ehemaligen Nachfolge-Preis-Gewinner:innen geworden?

Mit Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen

Annähern, übergeben, loslassen, annehmen, weiterlaufen. Alle Phasen bei der Staffelübergabe haben ihre besonderen Herausforderungen. Das ist nicht nur in der Leichtathletik so. Auch bei der Unternehmensübernahme sind sportliche Qualitäten gefragt. Ausdauer zum Beispiel. Die IHK Lippe hat drei ehemalige Nachfolge-Preisträger:innen besucht, um zu gucken, wie es im wahrsten Wortsinn einige Jahre später so „läuft“.

Jascha Hofmann hat seinerzeit den goldenen Staffelstab gewonnen und ist inzwischen stolzer  Besitzer von gleich drei Nahversorgern

Der goldene Staffelstab hat einen Ehrenplatz im Büro von Jascha Hofmann. Vor acht Jahren hat er dieses Symbol erhalten. „Für seine Zielstrebigkeit zum wirtschaftlichen Erfolg, für viel Herzblut und das nötige Selbstvertrauen“, begründete damals die Jury ihre Entscheidung. 27 Jahre jung war Jascha Hofmann im Jahr 2013, als er sich mit der Fortführung des Markant-Marktes im Bad Salzufler Ortsteil Holzhausen den Traum von der Selbstständigkeit erfüllte. „Das war immer mein Ziel“, verrät der gelernte Einzelhandelskaufmann. Diesen beruflichen Weg habe er ein Stück weit Olaf Mayer zu verdanken, bei dem er als 16-jähriger Schüler im Edeka-Markt gejobbt hat.

„Ich hatte schon einen dualen Ausbildungsplatz bei einem Fünf-Sterne-Hotel in der Tasche als er mich überzeugte, dass ich auch im Lebensmitteleinzelhandel zu meinem Ziel gelange.“ Inzwischen ist Jascha Hofmann Inhaber von gleich drei Nahversorgern. Im September 2018 übernahm er den Markant-Markt in Detmold-Remmighausen, im September 2022 folgte mit dem Standort in Pivitsheide der dritte Streich.

„Jeder Unternehmer möchte doch wachsen“, nennt Hofmann seine Motivation und hat die magische Zahl von 100 Mitarbeitenden im Blick. 94 sind es bereits. Als mutig würde er seine Geschäftstüchtigkeit nicht beschreiben. „Es ist für mich eine persönliche Herausforderung.“ Jascha Hofmann liebt und lebt seinen Job. Auch, wenn mit drei Standorten das Arbeitsleben nicht leichter geworden ist. „Ich versuche, in allen drei Märkte täglich vor Ort zu sein. Früher bin ich eingesprungen, wenn Personal fehlte.

Das geht jetzt nicht mehr“, bedauert Hofmann. Es habe ihm immer Spaß gemacht, selbst im Laden zu stehen. „Die Kundennähe, wie anfangs in Holzhausen, ist nicht mehr zu leisten. Aber dafür habe ich ein tolles Team, welches die persönlichen Kontakte zu den Kunden pflegt.“ An einen vierten Markt denkt Jascha Hofmann auf Nachfrage derzeit nicht. „Aber ausschließen würde ich für die Zukunft nichts“, gibt er lachend zu Protokoll, dass es jüngst drei entsprechende Angebote gegeben habe.

Für Daniel Wendorf steht und stand Expansion nie auf der To-Do-Liste. Im Gegenteil. „Ich möchte es klein und familiär halten“, beschreibt der Inhaber des „Waldschlösschens“ seine Intention.

Ein feines Haus, idyllisch gelegen im Detmolder Ortsteil Pivitsheide, dafür steht die bekannte Senioren- und Pflegeeinrichtung seit Jahren. Als Daniel Wendorf im Jahr 2012 seitens der IHK Lippe den zweiten Platz des Nachfolgewettbewerbs einheimste, hatte er bereits vier Jahre in den Ausbau zu einem modernen und zertifizierten Seniorenheim investiert. Aus elf Vollzeitstellen waren 17 geworden. „Heute kann ich mich auf einen Pool von 45 Mitarbeitenden verlassen“, ist der Diplom-Volkswirt stolz, keine Personalprobleme zu haben. Also doch eine Expansion, zumindest in Sachen Fachkräfte. Das Angebot an 33 Plätzen ist gleichgeblieben. „Wir haben in den Jahren 2012 und 2019 erhebliche bauliche Maßnahmen umgesetzt“, spricht Wendorf von einer Einzelzimmerquote von 100 Prozent sowie optischen Verschönerungen. Die Pflegebranche sei nicht einfacher geworden, die Pandemie eine extreme Belastung für alle Beteiligten gewesen und über einige Entscheidungen seitens der Politik könne er nur den Kopf schütteln. 

Es gilt, die Bewohner bestmöglich zu versorgen und gleichzeitig die Zufriedenheit der Mitarbeitenden im Blick zu haben. 

Die Kunst ist dabei, solch eine kleine Einrichtung heutzutage noch wirtschaftlich zu betreiben“, weiß der 45-Jährige. Trotzdem blicke er optimistisch in die Zukunft. „Bereut habe ich meine Entscheidung nie“, betont Daniel Wendorf, der schon als Zivildienstleistender Pflege-Luft geschnuppert hatte. „Die Leitung eines Seniorenheims macht mir Spaß. Es ist eine sinnvolle Tätigkeit.“ 

Für Burkhard Cahmen und Jürgen Schuster war der Sprung auf den Chefsessel kein Sprung ins kalte Wasser. Zumindest, was das branchenspezifische Know-how bei der Heydel GmbH mit Sitz in Leopoldshöhe anging. 

Die beiden holten sich Platz Drei im Wettbewerb des Jahres 2012, gemeinsam mit Vorinhaber Heinz Friedrich Pape, der ebenfalls seinerzeit als Nachfolger den innovativen Betrieb für Medien-, Audio- und Steuerungstechnik weiter ausgebaut hat. „Als Burkhard Cahmen und ich übernommen haben, hat uns Herr Pape noch für drei Jahre in der Geschäftsführung unterstützt“, ist Jürgen Schuster rückblickend froh über die Starthilfe. Heinz Friedrich Pape bringe sich auch jetzt noch aktiv in den Betrieb ein, ohne sich dabei in die Geschäftsführung einzumischen. Für Schuster dagegen ist bald Schluss. „Ich habe die Rente vor Augen und wollte zu diesem Zeitpunkt meine Anteile verkauft haben“, so der 66-Jährige, der in André Timmermeister bereits einen passenden Nachfolger gefunden hat. „Es war mir wichtig, dass alles so erfolgreich weiterläuft wie bisher“, ist Jürgen Schuster froh, mit dem 45-Jährigen einen Glücksgriff gemacht zu haben. „Wir kennen uns schon länger durch eine berufliche Zusammenarbeit“, verrät der Meister für Veranstaltungstechnik, der 18 Jahre Erfahrung als Selbstständiger in Sachen Messen und Veranstaltungen in die Waagschale wirft. „Auch wenn ich nicht branchenfremd bin, ist es doch eine Herausforderung“, blickt André Timmermeister auf ein umfangreiches Aufgaben-Portfolio und freut sich, dass Jürgen Schuster ihm noch ein halbes Jahr zur Seite stehen will. Denn Timmermeister hat nicht nur einige seiner Kund:innen mitgebracht, sondern zahlreiche Expansions-Pläne im Gepäck. 

Unter anderem sollen bei der Heydel GmbH wieder Elektroniker:innen für Informations- und Systemtechnik ausgebildet sowie verstärkt in Fortbildungen investiert werden.