Lippe Wissen und Wirtschaft, Ausgabe 1/2022DruckenZurück


Fokus

Kapital

Standort Deutschland - Starker Standort Lippe!?

Zweiter Artikel unserer Standort-Fokusreihe zum starken Standort Lippe: Es geht um die Verbindung von Kapital(-Verfügbarkeit) und Investitionen, aber auch um Steuern.

Wirtschaft funktioniert nicht ohne Menschen, ohne Unternehmertum; ohne Ideen und Mut zum unternehmerischen Handeln. Aber Wirtschaft funktioniert auch nicht ohne das notwendige Kapital, ohne (Möglichkeiten für) Investitionen. Die breite Verfügbarkeit von finanziellen Ressourcen und wettbewerbsfähigen Steuern sind ein Schlüssel für einen starken Standort Lippe.

Für Unternehmen sind Kapital, Geld oder andere finanzielle Ressourcen, die sie zur Gründung, zum Betrieb oder zur Erweiterung ihres Geschäfts benötigen. Es gibt dabei verschiedene Arten: Eigenkapital (das Geld, das von den Eigentümern oder Aktionären des Unternehmens stammt), Fremdkapital (das von Banken oder anderen Kreditgebern zur Verfügung gestellt wird) und operatives Kapital (das Geld, das zur Deckung der laufenden Kosten des Unternehmens verwendet wird). Kapital ermöglicht Unternehmen (egal ob groß oder klein) Investitionen zu tätigen, neue Produkte zu entwickeln, Mitarbeiter:innen einzustellen und Geschäftstätigkeit auszuweiten. Ohne ausreichend Kapital kann ein Unternehmen hingegen Schwierigkeiten haben, Kosten zu decken oder Wachstumschancen zu nutzen.
Kapital ist somit das notwendige Kriterium für Investitionen. Fremd- und Eigenkapital, Business Angels, Venture Capital. Fördermittel, Zuschüsse, steuerliche Erleichterungen und Abschreibungen. Alles denkbar. Der Kapital-Mix macht es - und der Zeitpunkt im unternehmerischen Handeln. Anfangs helfen sicherlich Eigenkapital, Venture Capital, Zuschüsse und Fördermittel weiter. Langfristig gilt es dann, unternehmerische Investitionen finanziell breiter anzulegen und abzusichern, sich zu diversifizieren und Möglichkeiten auszuschöpfen. Das Kapital und die Kapital-Verfügbarkeit werden vielseitiger, neue Optionen ergeben sich. Steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten und natürlich Fremdkapital sichern Investitionsmöglichkeiten ab und resultieren in Handlungsspielräumen.

Kriterium: Kapitalverfügbarkeit
Die Kapitalverfügbarkeit ist so für einen Wirtschaftsstandort von entscheidender Bedeutung, da sie die Fähi gkeit von Unternehmen beeinflusst, Investitionen zu tätigen, Arbeitsplätze zu schaffen und ihr Geschäft auszuweiten. Wenn Kapital knapp ist, können Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, was sich negativ auf die Wirtschaftsleistung und die Beschäftigungssituation in der Region auswirkt. So führte die Bankenkrise 2008/2009 unter anderem eben auch zu Kapitalknappheit – mit ganz realwirtschaftlichen Konsequenzen. Ein Mangel an Kapital kann ebenfalls dazu führen, dass Unternehmen höhere Zinsen für Kredite zahlen müssen oder sogar gezwungen sind, ihre Geschäftstätigkeit einzuschränken oder einzustellen. Dies kann sich negativ auf das Vertrauen von Investoren und Verbrauchern in den Wirtschaftsstandort auswirken. Ein Wirtschaftsstandort mit einer guten Kapitalverfügbarkeit hingegen kann Unternehmen anziehen und die Gründung neuer Unternehmen erleichtern. Dies kann das Wachstum fördern, die Arbeitslosigkeit senken und den Wohlstand in der Region steigern. Daher ist es wichtig Kapitalverfügbarkeit zu erhöhen und die Bedingungen für Investitionen zu verbessern.

Kriterium: Kapital als Standortfaktor
Verschiedene Maßnahmen, die die Kapitalverfügbarkeit erhöhen...
• Förderung des Bankensystems: Eine solide Bankeninfrastruktur trägt dazu bei, dass Unternehmen leichter Kredite erhalten.
• Schaffung von Kapitalmärkten: Unternehmen können Aktien oder Anleihen ausgeben, was eine breitere Basis für Investoren schafft.
• Verbesserung des Investitionsklimas: Politische und wirtschaftliche Stabilität sowie klare Rechtsprechung schaffen Rahmen für Investor-Vertrauen.
• Schaffung von Risikokapitalfonds: Fonds, die darauf spezialisiert sind, in Start-ups und andere aufstrebende Unternehmen zu investieren.

Kriterium: Steuern
Es gibt noch einen weiteren Standortfaktor, den man aus Investitionssicht in Betracht ziehen muss: Steuern. Den Standort kann man stärken, indem man die Unternehmensbesteuerung weiterentwickelt. Am nächsten läge es hier, bei der Unternehmensbesteuerung Strukturreformen anzugehen, die das gesamte Besteuerungssystem systematischer gestalten und es deutlich vereinfachen, obwohl aufgrund der gewachsenen Komplexität dies Zeit benötigt. Man kann aber weiter Anreize für Investitionen schaffen, bspw. mittels leichterer Abschreibungsbedingungen.
Was ebenfalls den Wirtschaftsstandort aus steuerliche Sicht stärkt, hat die IHK-Organisation hier gebündelt zu den Infos: https://www.dihk.de

Was bleibt?!
Lippes Wirtschaft lebt von langfristigen Investitionen mit einhergehender finanzieller Stabilität. Diese Grundfesten unseres Mittelstands gilt es zu festigen und zu fördern.

„Die Einfachheit und Erreichbarkeit von Kapital für Investitionen sind dabei essentiell für einen starken Standort Lippe.”

Text: IHK Lippe / Stefan Sievers und Hinrich Schwarze